Produktbeschreibung
Im ersten Teil des Buches - »Die Schrift vor dem Buchstaben«
entwirft Derrida eine theoretische Grundlage, die er im zweiten
Teil »Natur, Kultur, Schrift« - an einem Schlüsseltext
des europäischen Logozentrismus überprüft, nämlich
an Rousseaus Essai sur l'origine des langues, dessen (von
Lévi-Strauss her unternommene) Lektüre zu einer Lektüre
der Epoche Rousseaus wird.
Zusammenfassung
Vorbemerkung
Im ersten Teil dieses Essays, Die Schrift vor dem Buchstaben,
sollen in großen Zügen eine theoretische Grundlage
entworfen, bestimmte historische Wegmarken gewiesen und eine Reihe
von kritischen Begriffen vorgeschlagen werden.
Der zweite Teil, Natur, Kultur, Schrift, soll diese Begriffe
an einem Beispiel überprüfen, wobei wir zu bedenken
geben, daß der aus Bequemlichkeit verwendete Ausdruck »Beispiel«
in diesem Fall strenggenommen unannehmbar ist. Daß wir
notwendig dieses Beispiel - man könnte es vielleicht eine
Lektüre der Epoche Rousseaus nennen - wählen
mußten, wird sich bei genügender Ausdauer und Beharrlichkeit
des Vorgehens nachweisen und rechtfertigen lassen. Unsere Lektüre
kann nur skizziert werden: die Notwendigkeit der Analyse, die
Schwierigkeit der Probleme und die Natur unseres Vorhabens veranlaßten
uns, wie wir glauben zu Recht, einem kurzen und kaum bekannten
Text, dem Essai sur l'origine des langues, den Vorzug zu
geben. Wir werden auszuführen haben, welcher Platz diesem
Werk einzuräumen ist. Wenn unsere Lektüre unvollständig
bleibt, dann noch aus einem anderen Grund: obwohl wir nicht den
Ehrgeiz haben, einer neuen Methode zum Durchbruch zu verhelfen,
so wollen wir doch versuchen - was nicht selten ohne Verwicklungen
abgehen wird -, die Probleme herauszuarbeiten, vor die uns eine
kritische Lektüre notwendig stellt. Sie sind immer mit der
leitenden Intention dieses Essays verbunden.
Autoreninfo
Jacques Derrida wurde am 15. Juli 1930 in El-Biar in der Nähe von Algier als Sohn jüdischer Eltern geboren und starb am 8.Oktober 2004 in Paris. Während seiner Schulzeit war er antisemitischen Repressionen ausgesetzt. Ab 1949 lebte er in Frankreich und besuchte das Lyc‚e Louis-le-Grand in Paris. Von 1952 bis 1954 studierte er an der cole Normale Sup‚rieure, wo er Vorlesungen bei Louis Althusser und Michel Foucault besuchte und sich mit Pierre Bourdieu anfreundete. 1956 gewann er ein Stipendium für einen Studienaufenthalt an der Harvard University. Während seines Militärdienstes von 1957 bis 1959 lehrte er Englisch und Französisch in Algerien. Von 1960 bis 1964 war er wissenschaftlicher Assistent an der Sorbonne. Ab 1965 bis 1984 bekleidete er eine Professur für Geschichte der Philosophie an der cole Normale Sup‚rieure. Den Durchbruch erlangte Derrida im Jahr 1967, als er nahezu zeitgleich in drei bekannten Verlagen drei wichtige Schriften veröffentlichte: De la grammatologie, La Voix et le ph‚nomŠne sowie L'‚criture et la diff‚rence. Auf Vortragsreisen in den USA lernte er Paul de Man und Jacques Lacan kennen. 1981 gründete er die Gesellschaft Jan Hus (eine Hilfsorganisation für verfolgte tschechische Intellektuelle). Im selben Jahr wurde er in Prag verhaftet und erst nach einer energischen Intervention Fran‡ois Mitterrands und der französischen Regierung von der Tschechoslowakei freigelassen. 1983 gründete er das CollŠge international de philosophie, zu dessen erstem Direktor er gewählt wurde. Im selben Jahr wurde er zum Forschungsdirektor an der cole des Hautes tudes en Sciences Sociales (EHESS) in Paris ernannt. Er starb am 9. Oktober 2004 in Paris.
Hans-Jörg Rheinberger ist Direktor emeritus am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin. Zuletzt ist im Suhrkamp Verlag erschienen: Epistemologie des Konkreten (stw 1771).