Nikolaus Nickleby

Produktbeschreibung

Ralph Nickleby, ein hartherziger Wucherer, soll sich um die Kinder seines verstorbenen Bruders kümmern. Diese Aufgabe erschöpft sich jedoch für ihn darin, dessen Kinder zu demütigenden Tätigkeiten zu zwingen. So wird Nikolaus Hilfslehrer in einem Internat, in dem die Kinder mißhandelt werden und zu Tode hungern. In seiner Empörung prügelt Nikolaus den Leiter des Heims und muß sich fortan als Hauslehrer und Schmierenkomödiant durchbringen. 

Zusammenfassung

Ralph Nickleby, ein hartherziger Wucherer, soll sich um die Kinder
seines verstorbenen Bruders kümmern. Diese Aufgabe erschöpft
sich jedoch für ihn darin, dessen Kinder zu demütigenden
Tätigkeiten zu zwingen. So wird Nikolaus Hilfslehrer in einem
Internat, in dem die Kinder mißhandelt werden und zu Tode
hungern. In seiner Empörung prügelt Nikolaus den Leiter
des Heims und muß sich fortan als Hauslehrer und Schmierenkomödiant
durchbringen. Schließlich wird er Angestellter bei zwei
menschenfreundlichen Kaufleuten. Unterdessen hatte seine Schwester
Kate als Putzmacherin ebenfalls viel zu erdulden, wird jedoch
von ihrem Bruder vor den Nachstellungen eines vornehmen Taugenichts
gerettet. Das Happy-End gipfelt in der Doppelhochzeit der Helden,
während sich der böse Onkel nach weiteren Untaten erhängt.
Auch in diesem Werk Dickens' bewährt sich sein Humor, und
aus der feinsichtigen Beschreibung von Personen und Milieu spricht
wie immer der sozialkritische Reformer.

Leseprobe

ERSTES KAPITEL

Welches alle übrigen einleitet.

In einem abgelegenen Teil der Grafschaft Devonshire lebte einmal
ein gewisser Herr Gottfried Nickleby: ein biedrer Herr, der es
sich in ziemlich vorgerücktem Alter in den Kopf gesetzt hatte,
unbedingt heiraten zu müssen. Da er aber weder zu den Jungen
noch zu den Reichen gehörte, sich folglich auch nicht gut
um die Hand einer vermögenden Dame bewerben konnte, verehelichte
er sich aus purer Zuneigung mit einer alten Flamme, die ihn aus
dem nämlichen Grund nahm - wie etwa zwei Leutchen, die es
nicht erschwingen können, um Geld Karten zu spielen, einander
hin und wieder den Gefallen erweisen, eine Partie umsonst miteinander
zu machen.

Boshafte Ehestandsspöttler würden in diesem Fall vielleicht
vorschlagen, man sollte die guten Leutchen eher mit zwei Boxern
in einem Wettkampf vergleichen, die aus purem Vergnügen am
Boxen tapfer an die Arbeit gehen, wenn auch ihre Börse knapp
bestellt ist und niemand da ist, der auf sie wetten will. Und
dieser Vergleich läßt sich auch tatsächlich in
einer Hinsicht rechtfertigen: denn wie die zwei Glücksritter
des Faustkampfes gewöhnlich nach dem letzten Gang einen Hut
herumgehen lassen, in der festen Zuversicht, die Zuschauer würden
wohl die Güte haben, ihnen die Mittel zu einer Erfrischung
zu liefern, so sahen auch Herr Gottfried Nickleby und seine traute
Hälfte nach Ablauf der Flitterwochen sehnsüchtig in
die Welt hinaus und verließen sich in nicht geringem Grad
auf den Zufall, der ihrem Kassenbestand auf die Beine helfen sollte.
Herrn Nicklebys jährliches Einkommen schwankte zur Zeit seiner
Verheiratung zwischen sechzig und achtzig Pfund.

Es gibt - der Himmel weiß es! - genug Menschen in der Welt,
und sogar in London, wo Herr Nickleby in jenen Tagen wohnte, beklagt
man sich selten, daß die Bevölkerung zu dünn sei.
Aber es ist ebenso wahr als seltsam, daß man sich, weiß
Gott wie lange, unter der Menge umsehen kann, ohne das Gesicht
eines Freundes zu entdecken. Herr Nickleby schaute und schaute,
bis seine Augen ebenso wund waren wie sein Herz, aber nirgends
wollte sich ein...

Autoreninfo

Charles Dickens wurde am 7. Februar 1812 in Landport, England als zweites von acht Kindern geboren.
Er wuchs in ärmlichen Familienverhältnissen auf und lernte schon früh die Erfahrung von Hunger und Not kennen, als der Vater in Schuldhaft kam. Charles mußte für die Versorgung der Familie aufkommen und arbeitete, wie zahlreiche andere Kinder auch, in einer Lagerhalle und als Hilfsarbeiter in einer Fabrik. Nachdem die widrigsten Zeiten überstanden waren, setzte er mit vierzehn Jahren seinen Schulbesuch fort und arbeitete später als Schreiber bei einem Rechtsanwalt und als Zeitungsjournalist.
Mit seiner Skizzensammlung Sketches by Boz (1836) und The Pickwick Papers (1837) hatte Dickens überraschend Erfolg und wurde schnell zu einem der bekanntesten Autoren Englands. Später erlangte er auch große Bekanntheit in den USA. Dickens erste Romane erschienen alle als Fortsetzungsgeschichten in Zeitungen, so auch eines seiner bekanntesten Werke, Oliver Twist (1837). Dickens war Herausgeber der Tageszeitung Daily News und der Zeitschrift Household Words. Neben der Schriftstellerei verdiente er sich sein Geld mit Lese- und Vortragsreisen in England und den USA. A Christmas Carol (1843), gehörte dabei zu seinem festen Leseprogramm. Charles Dickens starb am 9. Juni 1870 in Kent.

Leo Feld, geboren 1869 in Augsburg und verstorben 1924 in Florenz, studierte in Wien Philosophie. Bereits während des Studiums war er für verschiedene Wiener Zeitungen tätig. Später machte er sich als Übersetzer und Schriftsteller einen Namen.