Produktbeschreibung
Timon, ein junger griechischer Sklave, kommt mit seinem römischen Herrn,
dem Maler Scrofa, nach Pompeji, wo ein gut bezahlter Auftrag die beiden
erwartet. Timon hat mit seinem Herrn Glück gehabt, denn Scrofa weist den
begabten Jungen in die Kunst des Malens ein und ist ihm auch sonst väterlich
zugeneigt. Als sich aber für Timon eine Fluchtmöglichkeit bietet, greift
er zu. Während er mit seinen neu gewonnenen Freunden die Flucht vorbereitet,
macht sich der Vesuv bemerkbar und schnell häufen sich Anzeichen einer
drohenden Katastrophe.
Leseprobe
»Los, komm jetzt. Nimm die Beine in die Hand! Du trödelst
schon den ganzen Tag«, sagte der alte Scrofa streng, aber
der Blick, mit dem er sich umsah, war gütig und besorgt,
und Timon wußte, daß er gar nicht so böse war,
wie es klang. Einen Augenblick später sagte Scrofa: »Ich
weiß, kurze Beine werden schnell müde, aber was sollen
wir machen? Siehst du diese friedlichen Hirten oben am Berg?
Bei Einbruch der Dunkelheit verwandeln sich diese Burschen in
Banditen. Das hat mir ein Freund gesagt, der vor ein paar Wochen
hier vorbeigekommen ist. Aus irgendeinem Grund war er noch spät
unterwegs, und es gelang ihm gerade noch, heil durchs Stadttor
zu schlüpfen. Sie waren hinter ihm her wie ein Rudel Wölfe,
sagt er. Wenn sie ihn geschnappt hätten, hätten sie
ihn sofort an die Gladiatorenkaserne verkauft, und bevor er wußte,
wie ihm geschah, hätte er sich in der Arena richtigen wilden
Tieren gegenüber gesehen.«
»Sie sehen aber ganz harmlos aus«, sagte Timon.
»Ja, und ich hätte es auch nie für möglich
gehalten«, sagte Scrofa, »aber dieser Mann hat mir gesagt,
daß es heute um Pompeji herum keine Achtung mehr vor Recht
und Gesetz gibt. Sogar die Bauern haben Angst; wie sollte sich
da ein Wanderer nicht fürchten, den niemand vermissen würde.
Komm, Tullio, sei ein braver Junge. Es ist jetzt nicht mehr
weit, höchstens noch eine Stunde.« Scrofa nannte ihn
immer Tullius oder Tullio, er sagte, er könne sich nicht
an diese griechischen Namen gewöhnen, und daß es für
einen Sklaven auf jeden Fall besser wäre, einen römischen
Namen zu haben. »Hier, ich habe noch ein Stück Brot
aufgehoben. Wir wollen es jetzt essen, das wird unsere Lebensgeister
wecken.«
Autoreninfo
Eilis Dillon
wurde 1920 in Galway an der Westküste von Irland geboren.
Schon als Kind erfand sie Geschichten, und mit sieben Jahren
schrieb sie die erste nieder. Eilis Dillon verfaßte viele
Romane, mehrere Kinder- und Jugendbücher, Gedichte, Hörspiele
und Kurzgeschichten. Sie ist Mitglied des "Irish Art Council"
und der "Royal Society of Literature" und hielt in den
sechziger Jahren Vorlesungen über irische und englische Dichtung
an verschiedenen amerikanischen Universitäten. Heute lebt
die Autorin überwiegend in Rom.