Produktbeschreibung
Philippe Djian - Pas de deux
Henri-John will nur das eine: daß seine Frau Edith, die
er schon seit ihrer gemeinsam verlebten Jugend im Sinn-Fein-Ballett
kennt und liebt, zu ihm zurückkehrt. Doch bis dahin ist es
ein langer Weg, denn die inzwischen arrivierte Schriftstellerin
verträgt zwei Dinge gar nicht: daß Henri-John in ihrer
Abwesenheit eine Affäre hatte und dank er bei ihrer Heimkehr
ihr neuestes Manuskript in Grund und Boden kritisiert. Ein Buch,
das langsam anläuft wie ein Jim-Jarmusch-Film und sich steigert
wie der Bolero von Ravel.
»Wenn der Autor gekonnt durch Gegenwart und Vergangenheit
Henri-Johns führt, wenn die beiden Erzählstränge
sich beinahe tänzelnd einander annähern, immer wieder
unterbrochen von reizvollen Abstechern in das faszinierende Reich
der Erotik, dann birst jeder Satz geradezu vor Vitalität,
dann beschwört jedes Wort lustvolle Lebendigkeit herauf.
Djian besticht durch die saloppe, fast schnodderige Leichtigkeit
seiner Sprache und seine herb-poetische Erzählkunst.«
Silke Rabus/Buchkultur, Wien
Leseprobe
Trotz der schmerzlichen Prüfung, die ich zur Zeit durchmachte
und die selbstverständlich nur der verdiente Lohn für
mein Verhalten ist, kann ich mir ein Lächeln nicht verkneifen,
wenn ich bedenke, was für ein Schwachkopf ich war. Aber dieses
Lächeln steht sämtlichen Grimassen der Welt in nichts
nach.
Ich habe Eléonore erklärt, wie es ausschaut. Ich wollte
nicht, daß sie glaubt, ich verzöge mich bei der erstbesten
Gelegenheit in den Schatten und ließe mich gehen und sei
heiterer Stimmung. Ich habe ihr gesagt, wie dumm ich mir vorkomme.
Und daß ich mich ganz bedrückt fühle.
»Aber weißt du, das ist bei jedem anders... Es gibt
bestimmt einige, die würden an meiner Stelle anfangen zu
heulen oder sich die Haare ausraufen... Na ja, ich nehme es an...«
Evelyne meinte, das hätte ich mir ganz allein eingebrockt.
Sie ist die letzte, die mich trösten oder zumindest nach
Einbruch der Dunkelheit mit ihrer Gegenwart beehren wird. Sie
denkt, wir haben alle unsere Probleme. Und da hat sie recht.
Eine ganze Woche ist vergangen, seit diese Sache ans Licht gekommen
ist. Und ich sehe immer noch kein Land. Jahrelang habe ich geträumt,
ich segle auf einem festen Schiff, kein Sturm könne es erschüttern
und die Zeit mache es immer stärker, und einen Moment lang
glaubte ich, ich könne über ein Riff rauschen, ohne
daß mir das etwas anhaben könnte. Deshalb lächle
ich. Die Schutzwälle, die ein Mann um sich errichten kann,
haben die Abmessungen seines Sarges.
Autoreninfo
Philippe Djian, geboren 1949 in Paris, ist viel herumgekommen. Er lebte in New York, Florenz, Bordeaux und Lausanne und wohnt heute in Biarritz und Paris. Auf einer Autobahnmautstelle, bei einem seiner Gelegenheitsjobs, tippte Philippe Djian sein erstes Manuskript. Sein dritter Roman, 'Betty Blue', wurde zum Kultbuch. 'Oh ...' erhielt 2012 den Prix Interalli‚ und wurde mit Isabelle Huppert unter dem Titel 'Elle' verfilmt.