Produktbeschreibung
Doris Dörrie - Für immer und ewig
»Doris Dörrie ist in diesem Buch auf der Höhe ihrer
Männer- und Frauencharakterstudien. Ein Buch zum Lachen
und zum Weinen. Zum genießerischen Wehmütigsein und
zum sinnigen Nachdenken.« Die Welt, Bonn
»In diesem Text finden sich mehr, klügere, originellere
und einleuchtendere Beobachtungen über die langen Schwierigkeiten
oder kurzen Herrlichkeiten zwischenmenschlicher Beziehungen als
bei irgendeinem anderen Autor, irgendeiner anderen Autorin aus
Doris Dörries Generation. Auch wäre es schwer, im ganzen
20. Jahrhundert eine Schriftstellerin aufzutreiben, aus deren
Werken man als Mann - soviel darüber erfährt, wie es
auf der anderen Seite, nämlich im psycho-physischen Haushalt
der Frauen, zugeht.« Joachim Kaiser / Süddeutsche
Zeitung, München
»Doris Dörries Geschichten von Liebe und Leid, von Täuschung
und Enttäuschung sind einmalig, teilweise grotesk und alltäglich
möglich. Sie bieten dem Leser Chancen zur Begegnung mit
Neuem und mit sich selbst. Die Autorin erzählt sensibel und
unverblümt zugleich und packend bis zum Schluß.«
Ute Schönefeldt Westfalen-Blatt,- Bielefeld
Kritik
¯Heute streiten sich die Feuilletonisten, ob sie besser Bücher schreiben kann oder besser Filme dreht. Die Antwort ist einfach: Doris Dörrie kann beides.® Janet Schayan / Deutschland Deutschland
Leseprobe
Neunzehnhündertachtundsechzig
Im Frühjahr 1968 begann ich zu Gott zu beten, er möge
mir endlich einen Busen wachsen lassen. Ich hatte noch überhaupt
keinen und meine Tischnachbarin Antonia den größten
in der Klasse. Er war so riesig, daß sie ihn vor sich auf
den Tisch legen könnte. Heimlich nannte ich Antonia »das
trojanische Pferd«, nicht nur, weil sie so groß und
schwer war und ihre Beine aussahen wie Säulen, sondern weil
ich nie das Gefühl loswurde, daß sie etwas vor mir
verbarg. Ich erzählte ihr immer alles und sie mir fast nichts.
Um ein Haar hätte ich ihr sogar anvertraut, daß ich
jeden Abend Gott um einen großen, dicken, schönen Busen
wie den ihren anflehte.
Aber es war nicht nur ihr Busen, den ich an ihr bewunderte, sondern
die Unverfrorenheit, mit der sie ihren ganzen Körper zur
Schau stellte. Trotz ihrer dicken Beine trug sie den kürzesten
Minirock der ganzen Schule. Wenn sie sich bückte, sah man
ihre Unterhose. Das war ihr anscheinend egal. Sie tat überhaupt
so, als sei ihr ziemlich alles egal. Ich wußte, daß
das nicht stimmte. Sie war eitel, gab es aber nicht zu. Zum
Beispiel schminkte sie sich jeden Tag, gab es aber nie zu, und
nur wenn man ganz scharf hinsah, konnte man feine braune Striche
über ihren Augen entdecken.
Autoreninfo
Doris Dörrie wurde 1955 in Hannover geboren. Sie war nach dem Abitur längere Zeit in den USA, studierte Theaterwissenschaften und Schauspiel in Kalifornien und New York, entschloß sich dann aber nicht vor, sondern hinter der Kamera zu stehen. Ihre Abschlußarbeit an der Münchner Hochschule für Film und Fernsehen "Der erste Walzer" wurde auf Festivals und im Fernsehen gezeigt, "Männer", ihr dritter Kinofilm, in der ganzen Welt. Parallel zu ihrer Kinoarbeit veröffentlicht sie Kurzgeschichten, die mehrfach ausgezeichnet wurden. Ihr erster Roman "Was machen wir jetzt? war monatelang auf den Bestsellerlisten. Doris Dörrie lebt in München.