Produktbeschreibung
Mit seiner aufmüpfigen Autobiographie blickt der Protagonist des »anything goes« auf die Geschichte seines Lebens zurück, das ihn vom vorlauten Bücherwurm, Gesangsstudenten und Physiker zum Wissenschaftstheoretiker, philosophischen Dadaisten und Guru des postmodernen Pluralisten werden ließ.
Zusammenfassung
Paul Feyerabend hat dieses Buch 1993, im letzten Jahr seines Lebens,
geschrieben. Fast ohne Dokumente, ausschließlich auf die
Erinnerung geschützt, blickt der Propagandist des »anything
goes« auf ein Leben zurück, das ihm - trotz der Turbulenz
der äußeren Ereignisse - manchmal leer erscheint, indem
er jedenfalls zu viel Zeit für unwichtige Dinge verschwendet
hat. Die Geschichte eines Lebens jedoch, das ihn vom vorlauten
Bücherwurm, Gesangsstudenten und Physiker zum Wissenschaftstheoretiker,
philosophischen Dadaisten und Guru des postmodernen Pluralismus
werden ließ. Mit seiner aufmüpfigen Autobiographie,
die spannend ist wie ein Roman, blieb sich der unbequeme Denker
gegen den Methodenzwang ein letztes Mal treu.
»Paul Feyerabends
Autobiographie ist mehr als nur gelungen oder amüsant ...
Zeitverschwendung ist eine ehrliche, stellenweise beunruhigende
Selbstbefragung.«
Sven Hannschek, Frankfurter Rundschau
Leseprobe
Familie
Vor ein paar Jahren fing ich an, mich für meine Vorfahren
und die ersten Jahre meines Lebens zu interessieren. Der unmittelbare
Grund war der fünfzigste Jahrestag der Vereinigung Osterreichs
mit Deutschland (1938). Ich beobachtete die Ereignisse von der
Schweiz aus, wo ich damals gerade lehrte. Die Österreicher
hatten Hitler mit überwältigendem Enthusiasmus begrüßt.
Und jetzt hörte ich strenge Verurteilungen und ständige
humanitäre Appelle. Nicht alle von ihnen waren unehrlich;
allerdings erschienen sie mir reichlich nutzlos. Das lag wohl
daran, daß sie so unbestimmt blieben, und ich dachte, daß
ein persönlicher Bericht vielleicht eine bessere Art wäre,
einen Blick auf die Geschichte zu werfen. Außerdem -war
ich ziemlich neugierig. Nach vier Jahrzehnten an anglo-amerikanischen
Universitäten hatte ich meine Jahre im Dritten Reich beinahe
vergessen, die ich erst als Student, dann als Soldat in Frankreich,
Jugoslawien, Rußland und Polen verbracht hatte. Sogar meine
Eltern waren mir fremd geworden. Was waren das für Leute,
die mich aufgezogen, mir eine Sprache beigebracht und mich zu
dem nervösen Optimisten gemacht haben, der ich noch bin,
und die heute noch gelegentlich in meinen Träumen auftauchen?
Und wie kam es dazu, daß ich als eine Art Intellektueller
endete, sogar als Professor, mit einem ansehnlichen Gehalt, einer
zweifelhaften Reputation und einer wunderbaren Frau?
Es ist nicht leicht, diese Fragen zu beantworten. Ich habe niemals
Tagebuch geführt, ich hebe keine Briefe auf, nicht einmal
die von Nobelpreisträgern, und ich habe ein Familienalbum
weggeworfen, um für Bücher Platz zu machen, die ich
damals - für wichtiger hielt. Die einzigen Dokumente, die
mehr aus Zufall denn aus Absicht überlebten,...
Autoreninfo
Paul Feyerabend
geboren 1924 in Wien, ist 1994 in Genf gestorben. Er studierte
Theaterwissenschaft, Geschichte, Mathematik, Astronomie und Philosophie
und lehrte als Professor für Philosophie u. a. in Berkeley,
London, Brighton, Kassel und Zürich.
Seine Bücher im
Suhrkamp Verlag:
- Wider den Methodenzwang (1976, 1986)
- Erkenntnis für freie Menschen (1980)
- Wissenschaft als Kunst (1984)
- Irrwege der Vernunft (1989)
- Briefe an einen Freund. Herausgegeben
von Hans Peter Duerr (1995)