Produktbeschreibung
Nick Carraway kommt 1922 aus dem Mittelwesten nach New York, um in den
Börsenhandel einzusteigen. Er mietet einen Bungalow auf Long Island, wo
er seinen Nachbarn Gatsby kennen lernt, einen Geschäftsmann, der zu großem
Reichtum gekommen ist. Mit diesem Reichtum will er Daisy Fay erobern, die
jedoch inzwischen mit dem wohlhabenden, aber ungebildeten und rohen Tom
Buchanan verheiratet ist. Ihretwegen hat Gatsby, ein Romantiker, sich in
West Egg niedergelassen. Nick, der, zunächst widerstrebend, zum Vertrauten
Gatsbys wird, bringt diesen mit Daisy, seiner entfernten Cousine, zusammen.
Daisy wird Gatsbys Geliebte, trennt sich jedoch nicht von Tom, dessen gute
Herkunft und solider Reichtum ihr mehr bedeutet als die tiefen Gefühle
und das Geld des neureichen Gatsby. Tom hat bereits seit längerer Zeit
eine Affäre mit Myrtle Wilson, der Frau eines Tankwarts. Nach einem alkoholreichen
Tag in New York, dem 30. Geburtstag Nicks, überfährt Daisy versehentlich
Myrtle mit Gatsbys Auto. Daisy und Tom söhnen sich in der Nacht darauf
aus und lenken den Verdacht auf Gatsby. Myrtles Ehemann, der Gatsby sowohl
für den Geliebten als auch für den Mörder seiner Frau hält, erschießt diesen
und richtet anschließend sich selbst.
Kritik
¯Engel sind die eleganteren Menschen. Aber wer hoch steigt, wird tief fallen. Niemand zeigte beides so schön wie F. Scott Fitzgerald.® Peter Michalzik / Frankfurter Rundschau Frankfurter Rundschau
Leseprobe
In meinen jüngeren Jahren, als ich noch zarter besaitet war,
gab mein Vater mir einmal einen Rat, der mir seitdem wieder und
wieder durch den Kopf gegangen ist.
»Bedenke«, sagte er, »wenn du an jemand etwas auszusetzen
hast, daß die meisten Menschen es im Leben nicht so leicht
gehabt haben wie du.«
Weiter sagte er nichts, aber da wir uns auf eine scheue Art immer
ungewöhnlich gut verstanden, begriff ich, daß er damit
sehr viel mehr gemeint hatte. Daher neige ich dazu, mit meinem
Urteil zurückzuhalten, eine Gewohnheit, die mir viele interessante
Menschen erschlossen hat, mich aber auch nicht selten routinierten
Schwätzern auf den Leim gehen ließ. Überdurchschnittliche
Geister wittern diese Eigenschaft rasch bei einem normalen Menschen
und klammern sich daran. So kam es, daß man mich schon
auf dem College zu Unrecht für einen ehrgeizigen Intriganten
hielt, weil ich in den heimlichen Kummer irgendwelchen Unbekannter,
denen man alles mögliche zutraute, eingeweiht war. Meist
kam es ohne mein Zutun zu solchen Geständnissen - oft stellte
ich mich schlafend oder geistesabwesend, oder ich gab mich boshaft
und leichtfertig, wenn ich aus untrüglichen Anzeichen merkte,
daß eine vertrauliche Enthüllung im Anzuge sei. Denn
gewöhnlich sind bei jungen Menschen solche vertraulichen
Enthüllungen oder zumindest die Worte, in denen sie sich
äußern, nicht ihr eigenes Gewächs und obendrein
durch offensichtliche Komplexe entstellt.
Sich des Urteils enthalten heißt, unbegrenzt hoffen. Dennoch
wäre, fürchte ich, nicht alles gesagt, wenn ich
verschwiege, was mein Vater mit einigem Dünkel zu verstehen
gab und was ich hier nicht minder dünkelhaft wiederhole -
daß nämlich nicht jeder in der Wiege die gleiche Portion
Taktgefühl mitbekommen hat.
Autoreninfo
Mit dem großen Erfolg seines Romanerstlings "This Side of Paradise" und mit "The Great Gatsby" wurde F. Scott Fitzgerald (1896 - 1940) zum literarischen Wortführer jener Ära, für die er das Schlagwort "Jazz Age" prägte. Er hat das glitzernde New York der Zwischenkriegsjahre, das sich für die Rhythmen von Duke Ellington und Louis Armstrong begeisterte, zeitdokumentarisch eingefangen, ohne die Frage auszublenden, ob dieser Glanz trügerisch sei. Seine Helden, kaum verhüllte Porträts Fitzgeralds, strotzen vor Selbstbewußtsein und leiden zugleich an ihrem Ausbeuten der eigenen Seele.