Produktbeschreibung
Mit seinen Romanen Stiller und Homo faber führte Max Frisch in den fünfziger Jahren ein Thema in die deutsche Literatur ein, das bis heute von großer Aktualität ist: die Frage nach der Identität des Menschen des 20. Jahrhunderts. Auch seine Stücke sind Versuche, diese Grundfrage zu beantworten, die sein ganzes Werk bestimmt und ihm seine Einheit gibt.
Zusammenfassung
Mit seinen Romanen Stiller und Homo faber führte Max
Frisch in den fünfziger Jahren ein Thema in die deutsche
Literatur ein, das bis heute von großer Aktualität
ist: die Frage nach der Identität des Menschen des 20. Jahrhunderts.
Auch seine Stücke sind Versuche, diese Grundfrage zu beantworten,
die sein ganzes Werk bestimmt und ihm seine Einheit gibt. Santa
Cruz, das ist die Spannung zwischen dem Leben, das zu sich
selbst kommen will, und der Erwartung, die Liebende einander abfordern.
Graf Öderland, das ist der Revolutionär und
Ankläger, der mit seiner Axt zum Schuldigen wird und doch
Ankläger einer verrückten Wirklichkeit bleibt.
Auch in seinen späteren Stücken geht es Max Frisch um
die Darstellung der vielfältigen psychischen und sozialen
Einflüsse und Widerstände, mit denen einzelne wie Gruppen
konfrontiert werden. Biedermann und die Brandstifter, das
ist das Lehrstück von der Unbelehrbarkeit eines Durchschnittsmenschen,
der seinem Untergang zu entkommen versucht, indem er ihn zusammen
mit den Brandstiftern inszeniert. Andorra, das ist das
Modellstück eines Massenwahns, der das Denken einzelner so
sehr auf kollektive Vorurteile einschränkt, daß es
zum Mord an einem Außenseiter kommt.
Inhaltsverzeichnis
Santa Cruz. Nun singen sie wieder. Die Chinesische Mauer. (Version für Paris, 1972). Als der Krieg zu Ende war. Graf Öderland. Don Juan oder Die Liebe zur Geometrie. Biedermann und die Brandstifter. Die große Wut des Philipp Hotz. Andorra. Biografie: Ein Spiel (Neue Fassung 1984). Triptychon
Leseprobe
Im Schloß
Der Rittmeister steht und stopft sich eine Pfeife. Ein Schreiber
sitzt am Tisch, wo die Kerzen stehen. Ein Bursche wartet.
RITTMEISTER Das ist alles, Kurt, was ich dir sagen muß.
Der Fall ist klar. Reden wir nicht mehr davon... Dort ist dein
Lohn.
BURSCHE Euer Gnaden wollen mich entlassen?
RITTMEISTER Ordnung muß sein.
Er zündet sich die Pfeife an.
Ordnung muß sein. Acht Jahre lang bist du nun mein
Pferdebursch gewesen -
BURSCHE Acht und ein halbes.
RITTMEISTER Und jeden Tag, wenn du mir diesen Beutel hast füllen
müssen, jedesmal hast du, wie ich heute erfahren muß,
eine Handvoll von meinem Tabak gestohlen, acht und ein halbes
Jahr lang.
BURSCHE Euer Gnaden, es tut mir leid.
RITTMEISTER Mir auch, Kurt.
BURSCHE Ich weiß, ich hätte es nicht tun sollen; übrigens
war es nicht eine Handvoll, wie Euer Gnaden sagen, sondern eine
Prise, nur eine Prise, das ist ein Unterschied, immerhin, das
macht etwas aus, Euer Gnaden, acht und ein halbes Jahr lang
RITTMEISTER Ich mochte dich gut. Ein fröhlicher Bursche
bist du gewesen. Nicht viele gibt es, die in diesem Hause singen,
acht Jahre lang. Die meisten verlernen es nach und nach; sie
meinen, weil ich selber nicht singen kann, ich möge das Singen
nicht... Du hast die Pferde gut besorgt, ich hatte nie einen besseren
Burschen.
BURSCHE Euer Gnaden sagten es oft.
RITTMEISTER Es tut mir leid, dich zu entlassen.
BURSCHE Und wenn ich den Tabak zurückgebe? Man könnte
ausrechnen, wieviel das macht, acht und ein halbes Jahr lang,
jeden Tag eine Prise - und ich gäbe es in der gleichen Sorte!
Autoreninfo
Max Frisch wurde 1911 in Zürich geboren und starb 1991 ebenda. Er studierte Germanistik an der Universität Zürich (1930-1934) und Architektur an der ETH Zürich (1936-1940). Ab 1931 arbeitete er als Journalist, später als freier Schriftsteller. Seine zahlreichen Auslandsreisen führten ihn u.a. 1951/1952 für einen längeren Aufenthalt in die USA. Max Frisch hat ein großes literarisches Werk geschaffen, das mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde, unter anderem 1958 mit dem Georg-Büchner-Preis und 1976 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.