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Inhaltsverzeichnis
Aus dem Inhalt: Das kalte Herz - Die Geschichte von dem Gespensterschiff - Die Geschichte vom Kalif Storch
Leseprobe
DAS KALTE HERZ
Wer durch Schwaben reist, der sollte nie vergessen, auch ein wenig
in den Schwarzwald hineinzuschauen; nicht der Bäume wegen,
obgleich man nicht überall solch unermeßliche Menge
herrlich aufgeschossener Tannen findet, sondern wegen der Leute,
die sich von den andern Menschen ringsumher merkwürdig unterscheiden.
Sie sind größer als gewöhnliche Menschen, breitschultrig,
von starken Gliedern, und es ist, als ob der stärkende Duft,
der morgens durch die Tannen strömt, ihnen von Jugend auf
einen freieren Atem, ein klareres Auge und einen festeren, wenn
auch rauheren Mut als den Bewohnern der Stromtäler und Ebenen
gegeben hätte. Und nicht nur durch Haltung und Wuchs, auch
durch ihre Sitten und Trachten sondern sie sich von den Leuten,
die außerhalb des Waldes wohnen, streng ab. Am schönsten
kleiden sich die Bewohner des badenschen Schwarzwaldes; die Männer
lassen den Bart wachsen, wie er von Natur dem Mann ums Kinn gegeben
ist; ihre schwarzen Wämser, ihre ungeheuren, enggefalteten
Pluderhosen, ihre roten Strümpfe und die spitzen Hüte,
von einer weiten Scheibe umgeben, verleihen ihnen etwas Fremdartiges,
aber etwas Ernstes, Ehrwürdiges. Dort beschäftigen sich
die Leute gewöhnlich mit Glasmachen; auch verfertigen sie
Uhren und tragen sie in der halben Welt umher...
Autoreninfo
Wilhelm Hauff wurde am 29. November 1802 in Stuttgart geboren. Er studierte Theologie und Philosophie in Tübingen und arbeitete später als Hauslehrer. Nach Reisen durch Frankreich, die Niederlande und Norddeutschland wurde Hauff Redakteur des "Cottaschen Morgenblattes". Er veröffentlichte Romane und Novellen, bis heute bekannt ist er jedoch durch seine Märchen. Sie erschienen 1826 - 1828 in drei Märchenalmanachen, in denen der Autor die einzelnen Märchen durch eine Rahmengeschichte verbunden hat. Wilhelm Hauff starb 1827 im Alter von 25 Jahren an einem Nervenfieber.