Cholonek oder Der liebe Gott aus Lehm

Produktbeschreibung

Auch das Dorf Poremba an der polnischen Grenze bleibt 1935-1945 nicht unberührt. In diesen Zeiten wächst Cholonek heran - in Jahren, in denen der Glaube an den neuen Führer enttäuscht und die Hoffnung, dass nun alles besser wird, sich als trügerisch erweist. Dennoch sind es auch Zeiten, in denen es noch Schmuggler, Zigeuner und Pferdehändler gibt, wo bei großen Hochzeiten Schweine geschlachtet und Trinkgelage in der Kneipe von Kapitza abgehalten werden.

Cholonek nimmt uns mit in eine versunkene Welt - liebevoll und warmherzig, aber mit einem untrüglichen Sinn für Eitelkeiten und Lächerlichkeiten. Janosch erzählt, ohne zu verklären - und doch ist alles zum Weinen schön. So sagt der alte Schwientek: »Alles ist Mist. Aber dann möchte man sich manchmal auf die Erde setzen und sich vor Freude ins Hemd weinen.« 

Zusammenfassung

Der alte Schwientek sagt »Was nützt dem Menschen die
ganze Welt, wenn er nichts in der Pfeife hat.«

Es ist die Zeit »großer deutscher Geschichte«,
die auch das Dorf Poremba an der polnischen Grenze in den Jahren
1930-1945 nicht unberührt läßt. In dieser Zeit
wird Cholonek geboren, der Sohn des Stonik und der Mickel Cholonek,
in dieser Zeit wächst er heran. Es sind Jahre des Umbruchs,
in denen der Glaube an den neuen Führer und die Hoffnung
auf ein schnelles Glück im Windschatten der politischen Großwetterloge
alte gewachsene Bindungen zerstören. In denen es aber doch
auch immer noch die alten Hochzeiten mit Schweineschlachtfesten,
Saufereien in der Kneipe vom Kapitza, Zigeuner und Weiber, Pferdehändler
und Schmuggler gibt.

Cholonek oder Der liebe Gott aus Lehm erzählt von
einer versunkenen Ära und Welt - liebevoll und warmherzig
und doch mit einem untrüglichen Sinn für Verlogenheiten,
Eitelkeiten und Lächerlichkeiten. Janosch erzählt ohne
zu verklären - und doch ist alles zum Weinen schön.
Sagt doch schon der alte Schwientek: »Alles ist Mist. Aber
dann möchte man sich manchmal auf die Erde setzen und sich
vor Freude ins Hemd weinen.«

»Der Janosch ist mein Freund, obwohl ich ihn gar nicht
kenne. Ich weiß nur, er wurde 1931 in einer Gegend geboren,
die heute polnisch ist, und daß in aller Welt die Kinder
ihn mögen, weil seine Kinderbücher in zwanzig Sprachen
übersetzt worden sind. Mit Cholonek oder Der liebe Gott
aus Lehm hat er mir, als mir mal eher zum Jammern war, Lachtränen
in die Augen getrieben. Und so was vergißt man einem Bücherschreiber
nur schwer.«
(K. H. Kromberg, Süddeutsche Zeitung)

Leseprobe

Alles ist Mist.

Aber dann möchte man sich

manchmal auf die Erde setzen

und sich vor Freude ins Hemd weinen.

Schwientek

Wie oft ist das nicht so, daß einer kommt, was macht, und
schon fällt alles ganz anders aus. Wie an dem einen siebten
Mal beispielsweise, als der Stanik mit der Mickel anstatt in die
Malandacht in den Guidowald ging, von hinten über die Felder.
Und wo er unter den Mehlbeersträuchern sozusagen den ersten
Anstoß gab zu Choloneks menschlichem Dasein auf dieser Welt;
von unten kam es kalt durch ihren guten Übergangsmantel,
den die Mama ihr voriges Jahr vom ersparten Geld gekauft hatte,
und von oben der Stanik. Die Luft roch nach Koks, nassen Blättern,
verfaultem Holz, feucht war alles und ein Wetter, gut für
Schnupfen.

Der Stanik hatte wieder Einfachbier getrunken, das roch immer
so nach Pferdeseiche. Das war alles nicht schön. Hoffentlich
geht wenigstens der Lehm aus dem Mantel! Zum Glück war es
schon finster, und auf fünf Meter konnte niemand genau erkennen,
was der Stanik hier machte. Sonst hätte sie sich zu Tode
geschämt.

Vom Kopfende hätte er bis Polen reinsehen können, wäre
es noch hell gewesen. Dort war gleich die Grenze. Dazwischen
Niemandsland, Brachland, leer alles und nicht bebaut.

Autoreninfo

Janosch wurde 1931 in der oberschlesischen Stadt Hindenburg (Zaborze) geboren, lernte das Schmiedehandwerk, verbrachte die fünziger Jahre in Paris und München und lebt jetzt auf einer Insel im Meer. 1960 erschien sein erstes Kinderbuch und zehn Jahre später sein erster Roman "Cholonek oder Der liebe Gott aus Lehm", für den er drei Literaturpreise erhielt. Seine inzwischen über 100 Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt, seine Trickfilme vielfach mit Preisen ausgezeichnet. 1992 wurde er für sein Romanwerk mit dem Andreas-Gryphius-Preis ausgezeichnet.