Produktbeschreibung
Den Stoff zu diesem Schauspiel fand Kleist in den "Brandenburgischen Denkwürdigkeiten", einer Schrift Friedrichs des Grossen. Er gestaltete die Legende von dem Opfertod Frobens, dem Ungehorsam des Prinzen von Homburg und seiner Versöhnung mit dem Grossen Kurfürsten zu dem "Prinz Friedrich von Homburg", einem politisch-historischen Schauspiel, das jedoch romantische Züge trägt, um. Der Prinz von Homburg hat durch eigenmächtiges Handeln in der Schlacht bei Fehrbellin die Vernichtung der Schweden verhindert, woraufhin er zum Tode verurteilt wird. Nach seinem Flehen um Gnade legt der Kurfürst die Entscheidung über die Rechtmässigkeit des Urteils in des Prinzens eigene Hand und dieser erkennt das Urteil an. So kann der Kurfürft ihn begnadigen. Nach Hebbel "wird durch die blossen Schauer des Todes, durch seinen hereindunkelnden Schatten erreicht, was in allen übrigen Tragödien. nur durch den Tod selbst erreicht wird". Neben einem Nachwort wird auf "Geschichte, und Legende" eingegangen und ein Porträt des Prinz Friedrich von Hessen-Homburg aus Fontanes "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" gegeben. Ausführliche Anmerkungen erleichtern das Verständnis der Dichtung.
Leseprobe
ERSTER AKT
Szene: Fehrbellin. Ein Garten im altfranzösischen Stil. Im
Hintergrunde ein Schloß, von welchem eine Rampe herabführt.
Es ist Nacht.
ERSTER AUFTRITT
Der Prinz von Homburg sitzt mit bloßem Haupt und offener
Brust, halb wachend, halb schlafend, unter einer Eiche und windet
sich einen Kranz. - Der Kurfürst, seine Gemahlin, Prinzessin
Natalie, der Graf von Hohenzollern, Rittmeister Golz und andere
treten heimlich aus dem Schloß, und schauen vom Geländer
der Rampe auf ihn nieder. - Pagen mit Fackeln.
Der Graf von Hohenzollern. Der Prinz von Homburg, unser
tapferer Vetter,
Der, an der Reuter Spitze, seit drei Tagen
Den flücht'gen Schweden munter nachgesetzt
Und sich erst heute wieder, atemlos,
Im Hauptquartier zu Fehrbellin gezeigt:
Befehl ward ihm von dir, hier länger nicht,
Als nur drei Füttrungsstunden zu verweilen,
Und gleich dem Wrangel wiederum entgegen,
Der sich am Rhyn versucht hat einzuschanzen,
Bis an die Hackelberge vorzurücken?
Der Kurfürst. So ist's!
Hohenzollern.Die Chefs nun sämtlicher Schwadronen,
Zum Aufbruch aus der Stadt, dem Plan gemäß,
Glock zehn zu Nacht, gemessen instruiert,
Wirft er erschöpft, gleich einem Jagdhund lechzend,
Sich auf das Stroh, um für die Schlacht, die uns
Bevor beim Strahl des Morgens steht, ein wenig
Die Glieder, die erschöpften, auszuruhn.
Der Kurfürst. So hört`ich!-Nun?
Hohenzollern. Da nun die Stunde schlägt,
Und aufgessesen schon die ganze Reuterei
Den Acker vor dem Tor zerstampft,
Fehlt - wer? der Prinz von Homburg noch, ihr Führer.
Mit Fackeln wird und Lichtern und Laternen
Der Held gesucht - und aufgefunden, wo?
(Er nimmt dem Pagen die Fackel aus der Hand.)
Als ein Nachtwandler, schau, auf jener Bank,
Wohin, im Schlaf, wie du nie glauben wolltest,
Autoreninfo
Heinrich von Kleist wurde am 18. Oktober 1777 in Frankfurt/Oder geboren. Er schlug zunächst die Offizierslaufbahn ein, begann später sein Studium der Rechtswissenschaften und unternahm Reisen durch Frankreich und die Schweiz. In Dresden gründete er 1808 die Zeitschrift "Phöbus", in der einige seiner Dramen und Erzählungen erschienen. Am 21. November 1811 nahm er sich am Wannsee bei Berlin das Leben.