Produktbeschreibung
Durch die Wüste reiten Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar, sein treuer Gefährte. Der Fund einer Leiche bei den Salzseen Nordafrikas löst ein faszinierendes Abenteuer aus, dessen Folgen den Leser sechs Bände lang in Atem halten. Schon zu Beginn erschließt sich die ganze Buntheit der orientalischen Welt. -- Die vorliegende Erzählung spielt in den 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts. "Durch die Wüste" gehört als Band 1 zum sechsteiligen "Orientzyklus". Weitere Bände: "Durchs wilde Kurdistan" (Band 2), "Von Bagdad nach Stambul" (Band 3), "In den Schluchten des Balkan" (Band 4), "Durch das Land der Skipetaren" (Band 5), "Der Schut" (Band 6) - alle Bände als Buch, Hörbuch und ebook erhältlich!
Leseprobe
1. Der Tote im Wadi Tarfaui
,Und ist es wirklich -wahr, Sihdi, daß du ein Giaur bleiben
willst, ein Ungläubiger, der verächtlicher ist als ein
Hund und widerlicher als eine Ratte, die nur Verfaultes frißt?'
"Ja."
"Sihdi, ich hasse die Ungläubigen und gönne es
ihnen, daß sie nach ihrem Tod in die Dschehenna kommen,
wo der Teufel wohnt. Dich aber möchte ich retten vor dem
ewigen Verderben, das dich ereilen wird, wenn du dich nicht zum
lkrar bi'I-Iisan, zum heiligen Zeugnis, bekennst. Du bist so
gut, so ganz anders als andere Herren, denen ich gedient habe
und deshalb werde ich dich bekehren, du magst wollen oder nicht."
So sprach Halef, mein Diener und Wegweiser, mit dem ich in den
Schluchten und Klüften des Dschebel Aures herumgekrochen
und dann zum Dra el Haua hinuntergestiegen war, um über den
Dschebel Tarfaui nach Seddada, Kris und Dgasche zu kommen, von
wo aus ein Weg über den berechtigten Schott el Dscherid nach
Fetnassa und Kbilli führt.
Halef war ein eigentümliches Kerlchen. Er war so klein,
daß er mir kaum bis unter die Arme reichte, und dabei so
hager und dünn, daß man hätte behaupten mögen,
er habe ein volles Jahrzehnt zwischen Löschpapierblättern
eines Herbariums gelegen. Dabei verschwand sein Gesichtchen fast
völlig unter einem Turban, der gut einen halben Meter im
Durchmesser hatte, und sein einst weiß gewesener Burnus
war jedenfalls für einen weit größeren Mann gefertigt
worden, so daß er ihn, sobald er vom Pferd stieg und gehen
wollte, emporgehen mußte, wie eine Dame ihr Reitkleid.
Aber trotz dieser äußerlichen Unansehnlichkeit mußte
man alle Achtung vor dem Kleinen haben. Er besaß einen...
Autoreninfo
Karl May (1842-1912) war das fünfte von 14 Kindern einer armen Weberfamilie aus Ernstthal/Sachsen. Vom Studium am Lehrerseminar wurde er zunächst ausgeschlossen, nachdem er Kerzenreste unterschlagen hatte. Später konnte er die Ausbildung fortsetzen, arbeitete nur 14 Tage in seinem Beruf, bevor er wieder des Diebstahls bezichtigt und von der Liste der Kandidaten gestrichen wurde. Wegen Diebstahls, Betrugs und Hochstapelei wurde er in den Jahren darauf immer wieder verhaftet und monatelang festgesetzt. Die Jahre zwischen 1870 und 1874 verbrachte er im Zuchthaus Waldheim. Erst viele Jahre nach dem Erscheinen des akribisch recherchierten Orientzyklus reiste Karl May tatsächlich in den Orient. Karl May war lange Zeit einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller. Er starb1912 in Radebeul.