Produktbeschreibung
Die Melton-Brüder haben durch Betrug ein Millionenerbe ergaunert. Old Shatterhand und Winnetou folgen der Spur von Harry (dem "Satan") und dem Verräter Thomas (dem "Ischariot") von New Orleans aus durch den Llano Estacado zum geheimnisvollen Yuma-Schloß und hinauf ins Felsengebirge. Die vorliegende Erzählung spielt Anfang der 70er-Jahre des 19. Jahrhunderts. "Satan und Ischariot" ist der letzte Teil der gleichnamigen Trilogie. Teil I: Die Felsenburg (Band 20), Teil II: Krüger Bei (Band 21). Der Titel ist auch als ebook erhältlich.
Leseprobe
In New Orleans
Seit dem bisher Erzählten waren vier Monate vergangen. In
den ersten zwölf Wochen hatte ein mir unendlich teures Leben
mit dem Tod gerungen. Winnetou war am Sterben gewesen.
Seine sonst so widerstandsfähige Natur hatte doch unter dem
Aufenthalt in Afrika, so kurz er auch war, gelitten. Wir bekamen
in Marseille schnelle Gelegenheit nur nach Southampton. Kaum hatte
sich das Schiff in Bewegung gesetzt, so mußte er sich legen.
Wir hielten die Übelkeit, die ihn befiel, zunächst für
eine Folge der Seekrankheit; als sich sein Zustand aber nicht
besserte, zogen wir den Schiffsarzt zu Rate, und dieser stellte
ein schweres Gallen- und Leberleiden fest, das eine gefährliche
Wendung zu nehmen drohte. In Southampton war er so schwach, daß
er von Bord getragen werden mußte; an eine Weiterreise war
nicht zu denken. Emery, der hier bekannt war, mietete in der Umgegend
der Seestadt, die der "Garten Englands" genannt wird,
ein Landhaus, das wir mit dem Kranken bezogen. Zwei der tüchtigsten
Ärzte teilten sich in seine Behandlung.
Er, der dem Tod hundertmal offen ins Auge geschaut hatte, mußte
nun hier mit einem heimtückischen Feind kämpfen, den
er nicht packen konnte. Bald schien er zu unterliegen, bald trat
wieder eine Besserung ein, die uns Hoffnung gab, aber nicht lange
anhielt. Das verdrängte jede andere Sorge, und wir dachten
nur an die Pflege des teuren Freundes. Wir saßen Tag und
Nacht an seinem Bett und taten alles, den tückischen Feind
in die Flucht zu schlagen. Aber erst in der dreizehnten Woche
erklärten uns die Ärzte, das Schlimmste sei vorüber
und der Kranke bedürfe nur noch der Schonung und der Erholung.
Autoreninfo
Karl May (1842-1912) war das fünfte von 14 Kindern einer armen Weberfamilie aus Ernstthal/Sachsen. Vom Studium am Lehrerseminar wurde er zunächst ausgeschlossen, nachdem er Kerzenreste unterschlagen hatte. Später konnte er die Ausbildung fortsetzen, arbeitete nur 14 Tage in seinem Beruf, bevor er wieder des Diebstahls bezichtigt und von der Liste der Kandidaten gestrichen wurde. Wegen Diebstahls, Betrugs und Hochstapelei wurde er in den Jahren darauf immer wieder verhaftet und monatelang festgesetzt. Die Jahre zwischen 1870 und 1874 verbrachte er im Zuchthaus Waldheim. Erst viele Jahre nach dem Erscheinen des akribisch recherchierten Orientzyklus reiste Karl May tatsächlich in den Orient. Karl May war lange Zeit einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller. Er starb1912 in Radebeul.