Produktbeschreibung
Unter Geiern spielen zwei fesselnde Wildwest-Erzählungen: unter den "Felsengeiern" der Rocky Mountains (Der Sohn des Bärenjägers) und unter den "Wüstengeiern" der "Staked Plains" (Der Geist des Llano Estacado). Es gibt ein Wiedersehen mit Winnetou, Old Shatterhand und anderen berühmten Westmännern. Der Band enthält folgende Erzählungen: 1.) Der Sohn des Bärenjägers; 2.) Der Geist des Llano Estacado. Der Titel ist als Buch, Hörbuch und ebook erhältlich!
Leseprobe
1. AUF DER FÄHRTE
Nicht viel westwärts von der Gegend, wo die Ecken der drei
nordamerikanischen Staaten Dakota, Nebraska und Wyoming zusammenstoßen,
ritten zwei Männer, deren Erscheinen anderswo berechtigtes
Aufsehen erregt hätte.
Sie waren von recht verschiedener Körpergestalt. Der eine
maß mehr als zwei Meter, und die Figur war fast beängstigend
dürr, während der andere bedeutend kleiner, dabei aber
so dick war, daß sein Leib beinahe die Gestalt einer Kugel
hatte.
Dennoch befanden sich die Gesichter der beiden Jäger in gleicher
Höhe, denn der Kleine ritt einen hoch gebauten, starkknochigen
Klepper, und der andere saß auf einem niedrigen, scheinbar
schwachen Maultier. Daher kam es, daß die Lederriemen,
die dem Dicken als Steigbügel dienten, nicht einmal die Bauchlinie
des Pferdes erreichten, während der Lange gar keiner Bügel
bedurfte, denn seine großen Füße hingen so weit
herab, daß er nur eine kleine Bewegung seitwärts zu
machen brauchte, um mit dem einen oder dem anderen Fuß den
Boden zu erreichen, und zwar ohne dabei aus dem Sattel zu rutschen.
Freilich war von einem wirklichen Sattel bei beiden keine Rede.
Der des Kleinen bestand einfach aus dem Rückenstück
eines erlegten Wolfs, an dem das Fell gelassen worden war, und
der Dürre hatte eine alte Santillodecke untergelegt, die
aber so arg zerfetzt und zerrissen war, daß er eigentlich
auf dem bloßen Rücken seines Maultiers saß.
Auch die Anzüge der beiden hatten ein recht seltsames Aussehen.
Der Lange trug eine Lederhose, die jedenfalls für einen
viel stärkeren Mann zugeschnitten und gefertigt sein mußte.
Sie war ihm viel, viel zu weit.
Autoreninfo
Karl May (1842-1912) war das fünfte von 14 Kindern einer armen Weberfamilie aus Ernstthal/Sachsen. Vom Studium am Lehrerseminar wurde er zunächst ausgeschlossen, nachdem er Kerzenreste unterschlagen hatte. Später konnte er die Ausbildung fortsetzen, arbeitete nur 14 Tage in seinem Beruf, bevor er wieder des Diebstahls bezichtigt und von der Liste der Kandidaten gestrichen wurde. Wegen Diebstahls, Betrugs und Hochstapelei wurde er in den Jahren darauf immer wieder verhaftet und monatelang festgesetzt. Die Jahre zwischen 1870 und 1874 verbrachte er im Zuchthaus Waldheim. Erst viele Jahre nach dem Erscheinen des akribisch recherchierten Orientzyklus reiste Karl May tatsächlich in den Orient. Karl May war lange Zeit einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller. Er starb1912 in Radebeul.