Produktbeschreibung
Erich Mühsam, der sein anarchistisches politisches Denken und Handeln mit Haft und Internierung während des Ersten Weltkriegs und der Weimarer Republik und mit dem Tod im KZ bezahlte, wird mit einer Auswahl aus Lyrik und Publizistik als Literat gewürdigt.
Inhaltsverzeichnis
Gedichte:"Soll das der Nachruhm sein, der mir beschieden?" - Gebrauchsanweisung für Literaturhistoriker - "War einmal ein Revoluzzer" - Im Bruch - Lumpenlied - Bürgers Alpdruck - Poeta laureatus - An die Soldaten - Gesang der Intellektuellen - Der Revoluzzer - Der Anarchisterich - Die Demokraten - Erziehung - Liebesweisheit - Amanda - Bauchweh - Alles habe ich gekostet - "Ich bin ein Pilger" - Warum ich ein Narr und ein Dichter heißï - Ich bin ein Pilger, der sein Ziel nicht kennt - Durch ein Ekel fahrï ich meinen Lebenskarren - Sie stehen hoch oben auf dem Gerüst - Ich klage an, klage mein Schicksal an - Meine Seele ist so fremd - Die Welt so dumpf - der Mensch so schal - Ein trüber Abend verwischt den Tag - Jeden Abend werfe ich - Der träge Wind trug einen Schmerz zu mir - Meine Augen trinken deine Blicke - Wir schwiegen neben einander her - Wenn ich den frosterstarrten Boden betrete - Die uns scheiden, miß nicht die Meilen - Ich sah durch ein hohes, großes Loch - Ich will alleine über die Berge gehen - Ich weiß von allem Leid, fühlï alle Scham - Ich wollt das Lied des Herzens nicht verschweigen - An allen Früchten unbedenklich lecken - Nein, ich will nicht eher zu Grabe - Warum ich Welt und Menschheit nicht verfluche? - "Eure Lieder singt dem Frieden" - Spruch - Betäubung - Wiegenlied - Die Schlacht am Birkenbaum - Hungersnot - Weltschändung - Ode zum Jahreswechsel 1916/17 - Kriegslied - An die Dichter - "Stark forme deine Welt zum Bilde" - Rechtfertigung - Leitsatz - Predigt - Kain - Von meiner Hoffnung laß ich nicht - Rebellenlied - Der Gefangene - Die Pflicht - Weckruf - Wo bleibt ihr nur, Genossen meiner Zeit? - Das Volk der Denker - Seenot - Mensch sein - Die Stimmer des Gemordeten - Der ToteAufsätze:Tendenz-Lyrik - Kunst und Proletariat - Boheme - Idealistisches Manifest - Die Freiheit als gesellschaftliches Prinzip - Kultur und Frauenbewegung - Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat. Was ist kommunistischer Anarchismus? (Auszug) - Ungedruckte Dichtungen
Leseprobe
»Soll das der Nachruhm sein, der mir beschieden?«
oder: Der lächelnde Blick nach vorn
Gebrauchsanweisung für Literarhistoriker
Glaubt ihr mich wert, für künftige Studenten
im Namensalmanach »Wer war's?« vermerkt zu stehn, -
ich lächle schon - doch mag's geschehn:
die Manen' zehren gern
von Ruhmesrenten.
Laßt die Magister literarischer Seminare
der Verse Rhythmen metrisch spalten,
Symbol-Metaphern unters Prisma
halten
und Rühmens machen von der Dichterware,
die Zeugnis
gibt poetischen Charakters,
wie sie teils griechisch-schlicht,
teils in getragner Gotik
serviert wird, - wenn auch leider die
Erotik
oft recht obszön scheint, daß so leicht nichts
Nackters
sich findet in der deutschen Literatur;
dies ist betrüblich,
- andrerseits
lockt doch auch dieser Muse Formenreiz
und führt
bisweilen gar auf ernster Liebe Spur.
Da sieht man, wie aus Herzverdruß
sich des Poeten echte Seufzer ringen,
beziehungsweise, wie Humore
schwingen
(zwar häufig bittre) aus der Liebe Ungenuß.--
So mag, was mein intimes Sein bewegte,
bei Hörern und bei
Hörerinnen,
mein Lieb- und Leiden Sympathie gewinnen,
wie
auch, daß mir der grelle Mondschein Furcht erregte...
Nun aber räuspern sich die Professoren:
De mortuis nihil nisi bene!
Doch - tief bedauerlich - es geben jene
ein Quantum wieder meines
Ruhms verloren:
....
Autoreninfo
Erich Mühsam, geboren 1878 in Berlin, war Dichter, Anarchist und politischer Publizist. Seit 1909 lebte er in München. Als zentrale Figur der Schwabinger Boheme war er befreundet mit Heinrich Mann, Frank Wedekind, Lion Feuchtrwanger, Fanny zu Reventlow und vielen anderen. Er war maßgeblich an der Ausrufung der Münchner Räterepublik beteiligt, wofür er zu 15 Jahren Festungshaft verurteilt wurde. 1933 wurde er verhaftet und 1934 im KZ Oranienburg ermordet.