Erzählungen

Produktbeschreibung

Die Erzählungen Samuel Becketts erschienen in dieser Zusammenstellung innerhalb der Werke 1976. Der Band umfaßt alle kürzeren Prosatexte Becketts in chronologischer Folge, die zu diesem Zeitpunkt in deutscher Sprache erschienen waren. 

Zusammenfassung

Die Erzählungen Samuel Becketts erschienen in dieser Zusammenstellung
innerhalb der Werke 1976. Der Band umfaßt alle kürzeren
Prosatexte Becketts in chronologischer Folge, die zu diesem Zeitpunkt
in deutscher Sprache erschienen waren. Während die vier
Erzählungen Erste Liebe, Der Ausgestoßene, Das Beruhigungsmittel,
Das Ende eine Art Vorspann zu der Romantrilogie Molloy,
Malone stirbt, Der Namenlose sind, so sind die Texte um
Nichts wohl am richtigsten als Nachspann dazu zu verstehen
als eine Art Nachlaß des Namenlosen. Der Band wird eröffnet
mit dem Text Dante und der Hummer, ein Kapitel aus dem
ersten Prosaband Becketts aus dem Jahr 1934, More Pricks than
Kicks, hier in der Übersetzung von Elmar Tophoven. Der
Text Aus einem aufgegebenen Werk ist ein Romanfragment,
entstanden Mitte der fünfziger Jahre. Die Erzählungen
korrespondieren insoweit mit dem Gesamtwerk Becketts, als sie
in Form und Sprache eine immer reduziertere Welt darstellen.

 

Inhaltsverzeichnis

Dante und der Hummer. Erste Liebe. Der Ausgestoßene. Das Beruhigungsmittel. Das Ende. Texte um Nichts. Aus einem aufgegebenen Werk. Schluß jetzt. Ausgeträumt träumen. Bing. Der Verwaiser. Losigkeit. 

Leseprobe

Es war Morgen, und Belacqua hatte sich im ersten Mondcanto so
festgelesen, daß er weder vor noch zurück konnte.
Die selige Beatrice war da, nebst Dante, und sie erklärte
ihm die Mondflecken. Sie zeigte ihm zunächst, wo er im Irrtum
war, dann brachte sie ihre eigene Erklärung vor. Diese hatte
sie von Gott, er konnte sich also darauf verlassen, daß
sie in allen Einzelheiten stimmte. Er brauchte ihr nur noch Schritt
für Schritt zu folgen. Der erste Teil, die Widerlegung,
ging glatt vonstatten. Sie machte ihre Sache klar, sie sagte,
was sie zu sagen hatte, kurz und bündig. Aber der zweite
Teil, die Beweisführung, hatte es so in sich, daß Belacqua
weder aus noch ein wußte. Die Zurückweisung, der Verweis
war offenkundig. Aber dann kam der Beweis, ein kurzes Stenogramm
von Tatsachen, und Belacqua steckte wirklich fest. Es verdroß
ihn auch, da es ihn zu Piccarda drängte. Doch er brütete
weiter über dem Rätsel, er wollte sich nicht geschlagen
geben, er wollte wenigstens die Bedeutung der Worte verstehen,
die Reihenfolge, in der sie gesprochen wurden, und die Art der
Genugtuung, die sie dem falsch unterrichteten Dichter verschafften,
so daß dieser sich am Ende erfrischt fühlte und den
schweren Kopf lieben konnte, um seinen Dank zu erstatten und in
aller Form seine frühere Meinung zurückzunehmen.

Er versuchte immer noch, in diesen unzugänglichen Abschnitt
einzudringen, als er es Mittag, schlagen hörte. Sofort schaltete
er von dieser Arbeit ab. Er schob die Finger unter das Buch und
schubste sie so weit vor, bis es ganz auf seinen Handtellern lag.
Die Göttliche Komödie offen auf dem Lesepult seiner
Hände. So hob er es unter die Nase und klappte es dort zu.
Er hielt es eine Zeitlang in der Luft, schielte ärgerlich
darauf und preßte die Deckel mit den Handkanten aneinander.
Dann legte er es beiseite.

 

Autoreninfo

Samuel Beckett wurde am 13. April 1906 in Dublin geboren und starb am 22. Dezember 1989 in Paris. Er zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts und erhielt 1969 den Literaturnobelpreis. Beckett ist dem breiten Publikum hauptsächlich durch seine Dramen, insbesondere Warten auf Godot, bekannt, verfasste aber auch Prosa und Lyrik.