Produktbeschreibung
Karl Popper ist der am meisten zitierte Vertreter der Aufklärung in diesem Jahrhundert. Bekannt ist er als Sozialphilosoph durch "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde" und als Wissenschaftstheoretiker der "Logik der Forschung".
Außer in diesen beiden Büchern hat er in zahllosen anderen, in Vorträgen und Aufsätzen von der Altphilologie bis zur Quantenphysik und Biochemie Anstöße gegeben oder Kritik geübt; er hat dabei immer wieder vorgeführt, wie man schwierige theoretische Probleme in einfacher, klarer Sprache darlegen kann.
Das Popper Lesebuch ist ein Querschnitt durch sein Werk und zeigt bei der Vielfalt der behandelten Probleme die erstaunliche Einheit in Poppers Denken.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis VEinleitung des Herausgebers VIITeil I. Erkenntnistheorie 41. Die Anfänge des Rationalismus (1958) 42. Die Verteidigung des Rationalismus (1945) 123. Erkenntnis ohne Autorität (1960) 264. Subjektive oder objektive Erkenntnis? (1967) 405. Evolutionäre Erkenntnistheorie (1973) 606. Zwei Arten von Definitionen (1945) 707. Das Problem der Induktion (1953, 1974) 858. Das Abgrenzungsproblem (1974) 103Teil II. Philosophie der Naturwissenschaften 1189. Die wissenschaftliche Methode (1934) 11810. Falsifikationismus oder Konventionalismus? (1934) 12711. Die empirische Basis (1934) 13512. Die Zielsetzung der Erfahrungswissenschaft (1957) 14413. Das Wachstum der wissenschaftlichen Erkenntnis (1960) 15414. Wahrheit und Annäherung an die Wahrheit (1960) 16415. Propensitäten, Wahrscheinlichkeiten und die Quantentheorie (1957) 185Teil III. Metaphysik 19416. Metaphysik und Kritisierbarkeit (1958) 19417. Der Realismus (1970) 20518. Kosmologie und Veränderung (1958) 21119. Die natürliche Selektion und ihr wissenschaftlicher Status (1977) 22520. Indeterminismus und menschliche Freiheit (1965) 23421. Das Leib-Seele-Problem (1977) 25222. Das Ich (1977) 263Teil IV. Sozialphilosophie 27623. Der Historizismus (1936) 27624. Die Stückwerk-Sozialtechnik (1944) 29325. Die Paradoxien der Souveränität (1945) 30926. Marxens Theorie des Staates (1945) 31627. Individualismus oder Kollektivismus? (1945) 32928. Die Autonomie der Soziologie (1945) 33729. Das Rationalitätsprinzip (1967) 35030. Gegen die Wissenssoziologie (1945) 360Anmerkungen 375Textnachweis 445Bibliographische Hinweise 449Personenregister 451Sachregister 457
Leseprobe
Die Anfänge des Rationalismus (1958)
I. Zurück zu den Vorsokratikern
Zurück zu Methusalem war Bernard Shaws Traum von einer radikalen
Verlängerung des Lebens. Es war ein Thema, das damals in
der Luft lag, und ein Traum, der seither Wirklichkeit geworden
ist (wenn auch in engeren Grenzen als die, von denen Shaw träumte).
Mein heutiger Aufruf an Sie ist »Zurück zu Thales!«
und »Zurück zu Anaximander!«, und das liegt leider
heute nicht in der Luft - und schon gar nicht in dem Sinn, in
dem ich diese Rückkehr für so dringend notwendig halte.
Denn das, wozu ich zurückkehren will, womöglich mit
Ihnen und anderen ähnlich Gesinnten, das ist die einfache,
klare Rationalität der Vorsokratiker. Aber worin besteht
wohl diese schon so oft diskutierte Rationalität der Vorsokratiker?
Zum Teil besteht sie in der Einfachheit und Kühnheit ihrer
Fragen. Das Entscheidende aber ist ihre kritische Einstellung,
behaupte ich. Es ist meine These, daß diese in der lonischen
Schule zum ersten Mal entwickelt wurde. Die Fragen, die die Vorsokratiker
zu beantworten suchten, waren in erster Linie kosmologische Fragen,
aber auch Fragen der Erkenntnistheorie. Und nach meiner Überzeugung
muß die Philosophie zu diesen beiden Themen zurückkehren:
zur Kosmologie und zu einer einfachen Erkenntnistheorie. Es gibt
zumindest ein philosophisches Problem, an dem alle denkenden Menschen
interessiert sind: die Welt zu verstehen, in der wir leben, und
damit auch uns selbst (da wir ja ein Teil dieser Welt sind) und
unser Wissen von der Welt. Die Naturwissenschaften sind, zumindest
für mich, Beiträge zur Kosmologie; und für mich
steht im Mittelpunkt meines Interesses an der Philosophie wie
auch an den Naturwissenschaften ihre unverzagte Suche nach neuem
Wissen über die Welt, nach einer neuen Theorie der Welt und
unseres Wissens von der Welt.
Autoreninfo
Karl Raimund Popper war ein österreichisch-britischer Philosoph, der mit seinen Arbeiten zur Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, zur Sozial- und Geschichtsphilosophie sowie zur politischen Philosophie den kritischen Rationalismus begründete.