Produktbeschreibung
Ralf Rothmann blickt aus der Sicht des Hinterhaus-Berliners Kai Carlsen auf eine Jugend der siebziger Jahre zurück: Kindheit im Ruhrpott, wo »Bergschäden« das Gesicht der Häuser prägen und wo der »von der Herzkrankheit Frau unheilbar infizierte« Rebell Maurer wird. Später findet Kai Carlsen Arbeit und Wohnung bei Ecki, dem ehemaligen Bauingenieur und jetzigen Betreiber des »Blow up« - eines Treffpunkts der Subkultur. Als Pflegehelfer im Waldklinikum trifft er den jungen Arzt Hernßndez, der ihm die Augen öffnet für die Welt der Kunst. Das Wiedersehen mit Ecki, dem väterlichen Freund, endet tödlich ...
Zusammenfassung
»Wer mit der Musik der Beatles, der Rolling Stones aufwuchs,
weiß um die Aura, die diese Namen umgibt. Jenseits von Nostalgie
und banaler Sehnsucht nach vergangener Jugend ist diese Musik
bei Rothmann Signatur ihrer Zeit, aussagekräftige Wegmarke
auf der Landkarte der Erinnerung«, schrieb die Frankfurter
Allgemeine Zeitung über den ersten Roman Ralf Rothmanns.
Ralf Rothmann blickt aus der Sicht des Hinterhaus-Berliners Kai
Carlsen auf eine Jugend der siebziger Jahre zurück: Kindheit
im Ruhrpott, wo »Bergschäden« das Gesicht der Häuser
prägen und wo der »von der Herzkrankheit Frau unheilbar
infizierte« Rebell Maurer wird. Später findet Kai Carlsen
Arbeit und Wohnung bei Ecki, dem ehemaligen Bauingenieur und jetzigen
Betreiber des »Blow up« - einem Treffpunkt der Subkultur.
Als Pflegehelfer im Waldklinikum trifft er den jungen Arzt Hernández,
der ihm die Augen öffnet für die Welt der Kunst. Das
Wiedersehen mit Ecki, dem väterlichen Freund, endet tödlich...
Leseprobe
An dem Tag, an dem mir auffiel, daß es nichts Zufälliges
mehr gibt, war die Jugend vorüber.
Seit meiner Rückkehr aus Frankreich rätselte ich, warum
das Leben mich in diese Höllenmaschine von Haus verschlagen
hatte. Es stand in Berlin, in jenem Stadtteil in dem die Pflastersteine
zwar locker saßen, doch selten flogen, denn gewöhnlich
tobten die Straßenkämpfe, loderten die Brände
auf der anderen Seite des Landwehrkanals, und die Anteilnahme
der Diesseitigen beschränkte sich darauf, aus den Bars und
Restaurants zu treten und, das Weinglas oder die Serviette in
der Hand, dem Geflacker der Blaulichter zuzusehen, dem Funkenflug.
Eine garantiert ruhige Hinterhauswohnung war mir von der Vermieterin
zugesagt worden, und anfangs hatte die nette ältere Dame,
die Goethes Gedichte und Steiners Schriften liebte, nicht unrecht.
Ich kam aus Paris, und man weiß, daß den Bewohnern
dieser Stadt der Rohstoff Ruhe unbekannt ist; sie fertigen ihre
Tagesabläufe aus Baugeräuschen und Rock'n'Roll, aus
Tellerklappern, Türenschlagen, Vollgas, Standgas, Voilà.
und in meinem Zimmer am Boulevard St. Germain dröhnte der
Verkehrslärm derart dicht, daß man einen Nagel hineinschlagen
konnte. So war ich betäubt und mit flirrenden Nerven nach
Berlin zurückgekehrt und hatte wohl die eine oder andere
Äußerung der Vermieterin überhört.
Autoreninfo
Ralf Rothmann wurde 1953 in Schleswig geboren und wuchs im Ruhrgebiet auf. Nach der Volksschule (und einem kurzen Besuch der Handelsschule) machte er eine Maurerlehre, arbeitete mehrere Jahre auf dem Bau und danach in verschiedenen Berufen (unter anderem als Drucker, Krankenpfleger und Koch). Seit 1976 lebt Ralf Rothmann in Berlin und veröffentlichte bereits einige Romane, Erzählungen und Gedichte, für die er mit mehreren Preisen, u.a. Märkischer Kulturpreis (1986), Förderpreis des Bundesverbandes der Industrie (1989), 19. Stadtschreiber von Bergen-Enkheim (1992), Literaturpreis für das Ruhrgebiet (1996), Hermann-Lenz-Preis (2001), Kranichsteiner Literaturpreis (2002), Evangelischer Buchpreis (2003), Wilhelm Raabe Literaturpreis (2004) ausgezeichnet wurde.