Sallust: Bellum Iugurthinum / Der Krieg mit Jugurtha. Latein

Produktbeschreibung

»In einem Stil, der selbst in den Verknüpfungen der Sätze, erst recht in Wortwahl und Konstruktion stets individuell abgewandelt ist, hat Sallust nicht nur dem Krieg mit Jugurtha und einer Krise der römischen Innenpolitik ein Denkmal gesetzt, sondern er kann als repräsentativ gelten für die senatorische Geschichtsschreibung, die modernem historischem Bewußtsein besonders nahe zu kommen scheint; ein Appell an die Entscheidung und Verantwortung des Menschen, die Gründe, die den Verlauf der Geschichte unberechenbar machen, zu erforschen.« - Karl Büchner 

Leseprobe

1 (1) Fälschlich beklagt sich der Mensch über seine
Natur, daß sie schwach und von kurzer Dauer eher vom Zufall
als durch eigenes Vermögen gelenkt werde. (2) Denn im Gegenteil,
du dürftest beim Abwägen nichts anderes größer
und vorzüglicher finden und: daß der Natur der Menschen
mehr die Energie als Kraft oder Zeit fehlt. (3) Freilich ist der
Führer und Gebieter des Lebens der Sterblichen der Geist.
Wenn dieser auf dem Wege der Tatkraft zum Ruhme schreitet, ist
er übergenug stark, mächtig und berühmt und bedarf
des Glückes nicht, da es Redlichkeit, Energie und andere
guten Fähigkeiten weder einem geben noch entreißen
kann; (4) wenn er aber, gefangen von verkehrten Begierden, in
Trägheit und körperliche Genüsse niedergezogen
worden ist, nachdem er eine Zeitlang eine verderbenbringende Lust
geübt hat, klagt man die Schwäche der Natur an, sobald
durch Untätigkeit Kräfte, Zeit und Anlage zerflossen
sind: die Verantwortlichen schieben ein jeder die eigene Schuld
auf die Umstände. (5) Wenn aber die Menschen soviel Mühen
auf gute Dinge wendeten, wie sie mit Eifer Ungemäßes,
keinen Nutzen Bringendes und sogar vielerlei Gefährliches
erstreben, würden sie nicht so sehr gelenkt, sondern lenkten
vielmehr die Geschehnisse und drängten zu dem Punkt der Größe
vor, wo sie anstatt sterblich durch Ruhm ewig würden.

2 (1) Wie nämlich der Mensch aus Körper und Geist zusammengesetzt
ist, so folgen alle Dinge und alle unsere Bemühungen teils
der Natur des Körpers, teils der des Geistes. (2) Schönes
Gesicht nun, großer Reichtum, dazu Körperkraft und
alles andere von dieser Art, zerfallen in Kürze. Aber hervorragende
Taten des Geistes sind wie der Geist unsterblich...

Autoreninfo

Gaius Sallustius Crispus (86-35 v. Chr.), der in jungen Jahren selbst eine Karriere in der römischen Staatsführung angestrebt hatte, wandte sich nach den ersten Erfahrungen entsetzt ab von einem Politikbetrieb, der ihm ausschließlich von persönlichem Ehrgeiz geprägt schien. Als entschiedener Anhänger Iulius Caesars wurde er schließlich doch Quästor, Senatsmitglieder und Volkstribun, später Prätor und Prokonsul, in welchen Ämtern er den moralischen Ansprüchen seiner Schriften allerdings nicht gerecht wurde. Nach Caesars Tod zog er sich erneut von der Politik zurück und lebte im Norden Roms in einer Villa, von der noch heute die "Horti Sllustiani" zeugen, wo er sich der Geschichtsschreibung widmete.