Produktbeschreibung
Geschichten aus dem geheimnisvollen Damaskus
Über mehrere Jahre hinweg führt ein Bäckerjunge in Damaskus ein Tagebuch. Es gibt viel Schönes, Poetisches und Lustiges zu berichten, aber auch von Armut und Angst erzählt er.
Er schildert seinen Vater, den Bäcker, seine Mutter, die Meisterin im Handeln auf dem Basar, seine kleine, pfiffige Schwester Leila. Er erzählt von seinen Freunden und natürlich von Onkel Salim, dem alten Kutscher, der die herrlichsten Geschichten weiß.
Eines Tages wird sein Vater bei einer willkürlichen Verhaftungswelle von der Polizei abgeholt und gefoltert. Dies bestärkt den Jungen in seinem Traum, ein Journalist zu werden, der gegen Ungerechtigkeit und politische Verfolgung kämpft.
Zusammenfassung
»Ich will kurz festhalten, wie unser Viertel hier aussieht...
Die Häuser sind aus Lehm gebaut. In jedem leben mehrere
Familien, und jedes Haus hat einen Innenhof, der allen Nachbarn
gehört, sie zusammenbringt und streiten läßt.
Das Leben der Erwachsenen findet in den Innenhöfen statt.
Die Straße gehört uns Kindern, den Bettlern und den
fliegenden Händlern.« Über mehrere Jahre hinweg
führt ein Bäckerjunge in Damaskus ein Tagebuch. Er
schildert seinen Vater, den Bäcker, seine Mutter, die Meisterin
im Handeln auf dem Basar, seine kleine, pfiffige Schwester Leila.
Er erzählt von seinen Freunden und natürlich von Onkel
Salim, dem alten Kutscher, der die herrlichsten Geschichten weiß.
Leseprobe
12. 1.
»Schade, daß ich nicht schreiben kann. Ich habe viel
erlebt, und es war wichtig. Heute weiß ich nicht mehr,
was mich vor Jahren nächtelang nicht schlafen ließ.«
»Du weißt doch eine Menge, Onkel«, tröstete
ich Onkel Salim.
»Nein, mein Freund«, sagte er. »Von der Landschaft
bleiben nur die Berge und später nur noch die Gipfel sichtbar,
und das Ganze taucht im Nebel unter. Hätte ich schreiben
gelernt, könnte ich nicht nur die Berge, Felder und Täler
sehen, sondern jeden Stachel einer Rose wiedererkennen. Was für
großartige Menschen sind doch diese Chinesen!«
Ich wunderte mich, daß Onkel Salim auf einmal bei den Chinesen
gelandet war. Als ich ihn deswegen fragte, erklärte er mir:
»Die Chinesen haben es mit der Erfindung des Papiers möglich
gemacht, daß die Kunst des Lesens und Schreibens für
jedermann zugänglich wurde. Sie brachten die Schrift von
den Tempeln der Gelehrten und den Palästen der Könige
auf die Straße. Sie sind großartig. «Also beschloß
ich nach dem Tee bei Onkel Salim, ein Tagebuch zu führen.
Ich vergesse viel. Ich weiß nicht einmal mehr den Namen
der Mutter meiner ersten Freundin Samira. Mein Kopf ist wie ein
Sieb. Jeden Tag will ich schreiben!
21. 1.
Heute habe ich meinem Vater in der Bäckerei geholfen. Zwei
Arbeiter fehlten. So mußte er allein den Teig kneten und
formen und dann noch hinter dem Ofen stehen. Ich machte die Kasse.
Die Kunden bringen in der Regel ihre Einkaufstaschen mit. Wer
sie vergißt, bekommt das Brot in eine Zeitung eingewickelt.
Am frühen Nachmittag hatte ich Ruhe. Ich nahm eine Zeitung
und las etwas, obwohl mein Vater immer wieder herumnörgelte...
Autoreninfo
Rafik Schami wurde 1946 in Damaskus geboren. 1971 kam er nach Deutschland, studierte Chemie und legte 1979 seine Promotion ab. Heute lebt er in München. Er ist Mitbegründer der Literaturgruppe "Südwind" und zählt zu den erfolgreichsten Schriftstellern deutscher Sprache. Sein Werk wurde unter anderem mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis, dem Hermann-Hesse-Preis, dem Prix de Lecture und zuletzt mit dem Hans-Erich-Nossack-Preis ausgezeichnet.