Produktbeschreibung
Maria Grappa recherchiert zwei ungeklärte Todesfälle: die der Quoten-Bürgermeisterin
Lisa Korn und des Gigolos Richie Mansfeld. Dabei lernt die Reporterin den
zwielichtig-charmanten Edel-Kneipier Michael Muradt kennen. 'Ein spannender
Stoff, eine köstlich ironische Auseinandersetzung mit der Region. Man darf
auf den nächsten Roman gespannt sein.' 'Grappas Versuchung ist nicht nur
journalistisch bestens recherchiert und spiegelt in unnachahmlicher Weise
Ruhrgebietslokalkolorit wieder, es ist zudem noch ein ausgezeichnet geschriebener,
spannender und witziger Krimi.'
Leseprobe
Drei Gebote des Reporters - Tarnen, täuschen und verpassen
Das Verhältnis zwischen meinem Chef und mir ist von tiefer,
gegenseitiger Achtung geprägt. Er denkt "Achtung!",
wenn er mich sieht und ich denke dasselbe, wenn er mir über
den Weg läuft. Ich verließ gerade das Funkhaus, verstaute
den Kassettenrecorder im Auto, als er mir entgegenrief: "Nun,
Fräulein Grappa, geht's wieder auf Recherche?"
"Frau Grappa bitte, Herr Riesling. Eine Reporterin ist immer
auf Achse. Aber, wem sage ich das? Ihre letzte Reportage vor 15
Jahren beeindruckt mich noch heute."
Ich sah, wie er rot anlief. Er wußte, daß er im Funkhaus
"der Schreibtischtäter" genannt wurde. Und er fand
das - im Gegensatz zu mir und meinen Kollegen - überhaupt
nicht komisch.
Riesling kochte. Doch Schlagfertigkeit war nie seine Stärke
gewesen. Er hielt es mehr mit Schüssen aus dem Hinterhalt,
die dann einschlugen, wenn sein Opfer an nichts Böses dachte.
Ich wartete ab, was er sagen würde. Denn er würde antworten,
das sah ich ihm an. Sein Hals war angeschwollen, seine Mundwinkel
zuckten, doch die Worte wollten nicht so recht kommen. Kleine
Sprachhemmung. Gar nicht gut für einen Journalisten, den
eine schnelle Reaktionsfähigkeit auszeichnen sollte.
Doch bei manchen dauern die Schrecksekunden halt minutenlang.
Ich sah ihn amüsiert an. Was würde kommen? Einige Dinge
aus seinem mageren Repertoire kannte ich schon.
Na endlich, er hatte eine Antwort gefunden, denn er öffnete
den Mund und holte Luft. Ich schaute ihn interessiert an und legte
ein mildes Lächeln in meine Züge.
"Sie und arbeiten? Ich kann mich auch noch an die drei Gebote
eines Reporters erinnern", zischte er, "tarnen, täuschen
und verpassen ..."
Autoreninfo
Gabriella Wollenhaupt, Jg. 1952, arbeitet als Fernsehredakteurin in Dortmund.