Produktbeschreibung
Wer kennt sie nicht: die Verfilmung des >Hauptmann von Köpenick<, mit Heinz Rühmann in der Titelrolle. Schon auf der Bühne war Zuckmayers Theaterstück mit seiner Mischung aus Komik und Sozialkritik ein großer Publikumserfolg. Der Film aber aus dem Jahr 1956 hat das Drama so populär gemacht wie kein anderes aus dem 20. Jahrhundert. Bis heute weckt es unsere Sympathie für all die Schelme und Ganoven, die den großen Staatsapparaten mit ihrer Respektlosigkeit und List immer wieder ein Schnippchen schlagen.
Zusammenfassung
»Ein als Hauptmann verkleideter Mensch führte gestern eine von Tegel
kommende Abteilung Soldaten nach dem Köpenicker Rathaus, ließ
den Bürgermeister verhaften, beraubte die Gemeindekasse und fuhr in
einer Droschke davon.« So zu lesen am 17. Oktober 1906 in den Berliner Zeitungen. Dieser Mensch hieß Wilhelm Voigt. In jungen Jahren
war der Schustergeselle aus Not mit dem Gesetz in Konflikt geraten.
15 Jahre Zuchthaus waren die Strafe dafür, daß er die Reichspost um
300 Mark geschädigt hatte: Er geriet in den Teufelskreis der Bürokratie.
Ohne ordentliche Abmeldung fand er nirgends Arbeit, ohne Arbeitsnachweis erhielt er keine Anmeldung. Voigt wird wieder straffällig; mit
56 Jahren hat er mehr als 30 Jahre seines Lebens im Zuchthaus verbracht.
In diesem Augenblick seines Lebens stößt er aufjene Uniform im Trödlerladen in der Berliner Grenadierstraße, die von nun an sein weiteres
Schicksal bestimmen wird.
Dieses »Deutsche Märchen« erschien zum erstenmal 1931; es ist heute
eines der bekanntesten Stücke Zuckmayers. Die Verfilmung, mit Heinz
Rühmann in der Hauptrolle, ist vielen Zuschauern unvergeßlich.
Leseprobe
Erster Akt
Erste Szene
Personen: Adolf Wormser, sein Sohn Willy, Zuschneider
Wabschke, Hauptmann von Schlettow, Wilhelm Voigt
Bei geschlossenem Vorhang erschallt, von einer marschierenden Militärkapelle gespielt, der Armeemarsch Nr. 9 - mächtig anschwellend,
dann allmählich mit dem Taktschritt der abziehenden Truppe verklingend. Ferne Militärmusik begleitet die ganze Szene. Inzwischen hat
sich der Vorhang gehoben: die Bühne zeigt das Innere von A. Wormsers Uniformladen in Potsdam. Im Vordergrund der Ladentisch und der
Raum für die Bedienung der Kunden. Im Hintergrund die großen gläsernen Schaufenster, durch die man die Straße und gerade noch die
Queue der unter Musik vorbeiziehenden Gardekompanie erblickt. Die
Schaufenster sind mit einzelnen Uniformstücken, auch Helmen, Mützen, Säbeln, Lackreitstiefeln dekoriert. Komplette Offiziersuniformen
stehen auf Holzpuppen ohne Kopf. In der Mitte hinten eine Doppelglastür mit Klingel. Die Glasscheiben tragen in verkehrt zu sehenden
Goldbuchstaben die Aufschrift der Firma: »A. Wormser, Kgl. Preuss.
Hoflieferant«. Auf dem Ladentisch Stoffballen, Uniformknöpfe,
Epauletten, Handschuhe, Feldbinden und dergleichen. An der Wand
ein Bildnis der kaiserlichen Familie und die Photos höherer Offiziere
mit Unterschrift. Auch ein gerahmtes Ehrendiplom und eine Aufnahme
des Herrn Wormser in studentischer Couleur. Eine Seitentür führt zu
Wormsers Privatkontor.
Zuschneider Wabschke - klein, bucklig - steht auf einem Schemel
und hilft dem Hauptmannn von Schlettow in seinen neuen Uniformrock.
v. SCHLETTOW Nee, nee, Wabschke, mit der Uniform da
stimmt was nicht. Da is was nich in Ordnung. Das hab ich im
Gefühl.
Autoreninfo
Carl Zuckmayer wurde am 27. Dezember 1896 in Nackenheim am Rhein geboren. ¯Der fröhliche Weinberg® brachte ihm 1925 den Durchbruch und den renommierten Kleist-Preis. 1933 verhängten die Nationalsozialisten ein Aufführungsverbot über ihn. Zuckmayer zog sich daraufhin nach Henndorf bei Salzburg zurück. 1938 floh er weiter in die Schweiz, ein Jahr später in die USA. 1958 kehrte er in die Schweiz zurück. Am 18. Januar 1977 ist er bei Visp (Wallis) gestorben.