Produktbeschreibung
Auf einer Schiffsreise von New York nach Buenos Aires kommt der Ich-Erzähler
dem arroganten Schachweltmeister Mirko Czentovic erst nahe, als sich dieser
bereit erklärt, gegen alle Hobbyspieler gemeinsam eine Partie zu spielen.
Als diese schon verloren scheint, greift ein Dr. B. in das Spiel ein und
holt gegen Czentovic noch ein Remis heraus. Durch Dr. B.s seltsames Spielfieber
neugierig gemacht, will der Ich-Erzähler mehr von ihm erfahren. Daraufhin
berichtet ihm Dr. B. von seiner monatelangen Einzelhaft im Wiener Gestapo-Gefängnis,
wo er dem Irrewerden nur dadurch entkam, dass er aus einem entwendeten
Schachbuch Meisterpartien nachspielte. Als er danach begann, gegen sich
selbst zu spielen, erlitt er eine Art >>Schachvergiftung<<, die in an den
Rand des Wahnsinns brachte, aber auch seine Entlassung aus dem Gefängnis
zur Folge hatte. Das Spiel gegen Czentovic war Dr. B.s erste Partie seither.
Das zweite Spiel, das er allein gegen den Weltmeister spielt, gewinnt er
souverän. Bei der Revanche zeigen sich allerdings wieder alle Symptome
der >>Schachvergiftung<<, woraufhin Dr. B. das Spiel abbricht und keine
Schachfiguren mehr anrühren will.
Zusammenfassung
Auf einem Passagierdampfer, der von New York nach Buenos Aires
unterwegs ist, fordert ein Millionär gegen Honorar den mit
einer Art mechanischer Präzision spielenden Schachweltmeister
Mirko Czentovic zu einer Partie heraus. Der mitreisende Dr. B.,
ein österreichischer Emigrant, greift beratend ein und erreicht
so ein Remis für den Herausforderer. Er hat sich, von der
Gestapo, die ihn verhaftete, in ein Hotelzimmer gesperrt und von
der Außenwelt hermetisch abgeschlossen, monatelang mit dem
blinden Spiel von 150 Partien beschäftigt, um sich so seine
intellektuelle Widerstandskraft zu erhalten. Durch diese einseitige
geistige Anstrengung ergriff ihn ein Nervenfieber, dessentwegen
man ihn entließ. Jetzt spielt Dr. B. zum ersten Mal wieder
gegen einen tatsächlichen, freilich roboterhaft reagierenden
Gegner. Es geht ihm bei dieser Partie lediglich darum, festzustellen,
ob sein Tun damals während seiner Haft noch Spiel oder bereits
Wahnsinn gewesen ist. Er schlägt den Weltmeister in der ersten
Partie souverän, läßt sich aber, eigentlich gegen
seinen Willen, auf eine Revanche ein. Während dieser zweiten
Partie ergreift ihn wieder das Nervenfieber: er bricht die Partie
ab und wird nie wieder ein Schachbrett berühren.
Leseprobe
Auf dem großen Passagierdampfer, der um Mitternacht von
New York nach Buenos Aires abgehen sollte, herrschte die übliche
Geschäftigkeit und Bewegung der letzten Stunde. Gäste
vom Land drängten durcheinander, um ihren Freunden das Geleit
zu geben, Telegraphenboys mit schiefen Mützen schossen Namen
ausrufend durch die Gesellschaftsräume, Koffer und Blumen
wurden geschleppt, Kinder liefen neugierig treppauf und treppab,
während das Orchester unerschütterlich zur Deck-show
spielte. Ich stand im Gespräch mit einem Bekannten etwas
abseits von diesem Getümmel auf dem Promenadendeck, als neben
uns zwei- oder dreimal Blitzlicht scharf aufsprühte - anscheinend
war irgendein Prominenter knapp vor der Abfahrt noch rasch von
Reportern interviewt und photographiert worden. Mein Freund blickte
hin und lächelte. »Sie haben da einen raren Vogel
an Bord, den Czentovic.
Autoreninfo
Stefan Zweig wurde am 28. November 1881 in Wien geboren und lebte ab 1919 in Salzburg, bevor er 1938 nach England, später in die USA und schließlich 1941 nach Brasilien emigrierte. Mit seinen Erzählungen und historischen Darstellungen erreichte er weltweit in Millionenpublikum. Zuletzt vollendete er seine Autobiographie 'Die Welt von Gestern' und die 'Schachnovelle'. Am 23. Februar 1942 schied er zusammen mit seiner Frau ¯aus freiem Willen und mit klaren Sinnen® aus dem Leben.