Produktbeschreibung
Eine Reise nach Irland: Heinrich Böll stattete mit diesen Aufzeichnungen den Dank ab an eine Landschaft und ihre Menschen, denen er sich seit seinem ersten Besuch auf der Insel im Jahr 1954 wahlverwandtschaftlich verbunden fühlte.
In der >Stuttgarter Zeitung< heißt es: »Das Geheimnis dieses Buches, des liebenswertesten Buches von Heinrich Böll, ist, daß kaum ein Wort über die verzwickte Ökonomie und die noch verzwicktere Geschichte dieses kleinen Staates gesagt wird und daß dennoch das ganze Irland in diesem Tagebuch eingefangen zu sein scheint.« Und für Marcel Reich-Ranicki ist es »ein verstecktes Deutschlandbuch, denn mit seinen Reisenotizen strebt Böll eine mittelbare Kritik der einheimischen Verhältnisse an: Irland wird immer wieder als Gegensatz zur Bundesrepublik betrachtet«.
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Zusammenfassung
Heinrich Böll stattete mit diesen Aufzeichnungen den Dank
ab an eine Landschaft und ihre Menschen, denen er sich seit seinem
ersten Besuch auf der Insel im Jahr 1954 wahlverwandtschaftlich
verbunden fühlte. Die Stuttgarter Zeitung schrieb
über das Irische Tagebuch: »Das Geheimnis dieses
Buches, des liebenswertesten Buches von Heinrich Böll, ist,
daß kaum ein Wort über die verzwickte Ökonomie
und die noch verzwicktere Geschichte dieses kleinen Staates gesagt
wird und daß dennoch das ganze Irland in diesem Tagebuch
eingefangen zu sein scheint.« Für Marcel Reich-Ranicki
ist es »ein verstecktes Deutschlandbuch, denn mit seinen
Reisenotizen strebt Böll eine mittelbare Kritik der einheimischen
Verhältnisse an: Irland wird immer wieder als Gegensatz zur
Bundesrepublik betrachtet«.
Kritik
Das Irische Tagebuch ist so etwas wie der Prototyp des modernen Reiseberichtes. WAP 20201202
Leseprobe
Ankunft 1
Als ich an Bord des Dampfers ging, sah ich, hörte und roch
ich, daß ich eine Grenze überschritten hatte; eine
von Englands lieblichen Seiten hatte ich gesehen: Kent, fast bukolisch
- das topographische Wunder London nur gestreift - dann eine von
Englands düsteren Seiten gesehen: Liverpool - aber hier auf
dem Dampfer war England zu Ende: hier roch es schon nach Torf,
klang kehliges Keltisch aus Zwischendeck und Bar, hier schon nahm
Europas soziale Ordnung andere Formen an: Armut war nicht nur
»keine Schande« mehr, sondern weder Ehre noch Schande:
sie war - als Moment gesellschaftlichen Selbstbewußtseins
- so belanglos, wie Reichtum; die Bügelfalten hatten ihre
schneidende Schärfe verloren, und die Sicherheitsnadel, die
alte keltisch-germanische Fibel, trat wieder in ihr Recht; wo
der Knopf wie ein Punkt gewirkt hatte, den der Schneider gesetzt
hatte, war sie wie ein Komma eingehängt worden; als Zeichen
der Improvisation förderte sie den Faltenwurf, wo der Knopf
diesen verhindert hatte. Auch als Aufhänger für Preisschildchen,
als Hosenträgerverlängerung, als Manschettenknopf-Ersatz
sah ich sie, schließlich als Waffe, mit der ein kleiner
Junge durch den Hosenboden eines Mannes stach: erstaunt war der
Junge, erschrocken dann, weil der Mann keinerlei Reaktion zeigte;
dann klopfte der Junge vorsichtig mit dem Zeigefinger den Mann
ab, um festzustellen, ob er noch lebte: er lebte noch, schlug
dem Jungen lachend auf die Schulter.
Autoreninfo
Heinrich Böll, am 21. Dezember 1917 in Köln geboren, war nach dem Abitur Lehrling im Buchhandel, danach Studium der Germanistik, von 1939-45 Soldat, dann Gefangenschaft; nach dem Krieg Student und Hilfsarbeiter in der Tischlerei des Bruders.
Seit 1947 veröffentlichte er Erzählungen, Romane, Hör- und Fernsehspiele, Theaterstücke als freier Schriftsteller in Köln. U. a. war er auch als Übersetzer aus dem Englischen tätig. Für sein Werk erhielt er 1967 den Büchner-Preis und 1972 den Nobel-Preis für Literatur, war Präsident des bundesdeutschen und des internationalen PEN-Clubs. Er starb am 16. Juli 1985 in Langenbroich.