Produktbeschreibung
Mutter Courage und ihre Kinder, eine Chronik aus dem Dreißigjährigen Krieg. »Was eine Aufführung von Mutter Courage«, schrieb Brecht einmal, »hauptsächlich zeigen soll: Daß die großen Geschäfte in den Kriegen nicht von den kleinen Leuten gemacht werden. Daß der Krieg, der eine Fortführung der Geschäfte mit anderen Mitteln ist, die menschlichen Tugenden tödlich macht, auch für ihre Besitzer. Daß er darum bekämpft werden muß.«
Zusammenfassung
Mutter Courage und ihre Kinder, eine Chronik aus dem Dreißigjährigen
Krieg, wurde in Skandinavien vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges
geschrieben (1938/39) und am 19. April 1941 am Schauspielhaus
Zürich uraufgeführt. »Was eine Aufführung
von Mutter Courage«, schrieb Brecht einmal, »hauptsächlich
zeigen soll: Daß die großen Geschäfte in den
Kriegen nicht von den kleinen Leuten gemacht werden. Daß
der Krieg, der eine Fortführung der Geschäfte mit anderen
Mitteln ist, die menschlichen Tugenden tödlich macht, auch
für ihre Besitzer. Daß er darum bekämpft werden
muß.«
»Mutter Courage ist Brechts Meisterwerk. Es ist wirklich
das "politische" Drama, in einem absoluten Sinn verstanden,
wie Schillers oder Grillparzers Drama: es ist im Grunde schon
heute ein klassisches Drama.« Willy Haas
Leseprobe
Frühjahr 1624. Der Feldhauptmann Oxenstjerna wirbt in Dalarne
Truppen für den Feldzug in Polen. Der Marketenderin Anna
Fierling, bekannt unter dem Namen Mutter Courage, kommt ein Sohn
abhanden.
Landstraße in Stadtnähe
Ein Feldwebel und ein Werber stehen frierend.
DER WERBER Wie soll man sich hier eine Mannschaft zusammenlesen?
Feldwebel, ich denk schon mitunter an Selbstmord. Bis zum Zwölften
soll ich dem Feldhauptmann vier Fähnlein hinstelln, und die
Leut hier herum sind so voll Bosheit, daß ich keine Nacht
mehr schlaf. Hab ich endlich einen aufgetrieben und schon durch
die Finger gesehn und mich nix wissen gemacht, daß er eine
Hühnerbrust hat und Krampfadern, ich hab ihn glücklich
besoffen, er hat schon unterschrieben, ich zahl nur noch den Schnaps,
er tritt aus, ich hinterher zur Tür, weil mir was schwant:
Richtig, weg ist er, wie die Laus unterm Kratzen. Da gibts kein
Manneswort, kein Treu und Glauben, kein Ehrgefühl. Ich hab
hier mein Vertrauen in die Menschheit verloren, Feldwebel.
DER FELDWEBEL Man merkts, hier ist zu lang kein Krieg gewesen.
Wo soll da Moral herkommen, frag ich? Frieden, das ist nur Schlamperei,
erst der Krieg schafft Ordnung. Die Menschheit schießt ins
Kraut im Frieden. Mit Mensch und Vieh wird herumgesaut, als wärs
gar nix. Jeder frißt, was er will, einen Ranken Käs
aufs Weißbrot und dann noch eine Scheibe Speck auf den Käs.
Wie viele junge Leut und gute Gäul diese Stadt da vorn hat,
weiß kein Mensch, es ist niemals gezählt worden.
Autoreninfo
Bertolt Brecht lebte von 1898 bis 1956. Mit seiner Lyrik und seiner Theaterarbeit nimmt er eine herausragende Stellung in der deutschen Literaturgeschichte ein. Wie bei kaum einem anderen finden sich in seiner Person der Theatertheoretiker, -autor und -macher vereinigt.