Brecht-Handbuch

Produktbeschreibung

Man sagt, die Vergänglichkeit ist ein Wesentliches der Schönheit, sie steigert den Genuß. (Brecht am 28.8.1944, Santa Monica)
Den Unkenrufen, zumindest der Stückeschreiber Bertolt Brecht sei >out<, steht die Tatsache entgegen, dass die Theater seine Dramen neben und nach Shakespeare am meisten spielen und damit deren herausragende theatergemäße Ästhetik erwiesen haben. Das neue Brecht-Handbuch in fünf Bänden, das mit dem ersten Band zu den Stücken eröffnet wird, liefert dazu das interpretatorische Fundament, indem es die Vieldeutigkeit der Texte offen legt und praxisbezogen ihre Spielbarkeit herausarbeitet.
Da es für alle Stücke von Brecht Musiken gibt, werden diese in umfassender Weise gewürdigt: als Zusammenspiel zweier Künste, die sich gegenseitig deuten und damit erweiterte Dimensionen des Theaterspiels ermöglichen. Das Werk Brechts ist noch immer ein unentdeckter Kontinent, der auf der Grundlage der neuen Großen kommentierten Berliner und Frankfurter Ausgabe in 30 Bänden im Handbuch mit neuen Erkenntnissen erschlossen und von vielen Vorurteilen befreit wird. In 55 monografisch angelegten und auf dem aktuellen Forschungsstand basierenden Artikeln, die 24 Brecht-Spezialistinnen und -Spezialisten aus vier Ländern übersichtlich und gut lesbar geschrieben haben, bietet der Stückeband überraschende Einsichten auch in bekannte Texte Brechts.
Überdies werden dessen hohe Sprachkunst, die sich im bewussten oder auch unbewussten Zitieren seiner >Sprüche< allgemein niederschlägt, sowie die Veränderung des Literaturbegriffs durch den Einsatz modernster ästhetischer Formen eingehend gewürdigt.
Nicht zuletzt erhält die kollektive Arbeitsweise Brechts, die sich an der Theaterpraxis und an den technischen Massenmedien der Zeit orientiert hat, erstmals den ihr gebührenden herausragenden Platz: als Ausdruck einer Ästhetik, der es nicht um originales Schaffen geht, sondern um die Planung und Steuerung von Strategien, die den Zeitgeist sowie die Entwicklung der modernen Industrie-Gesellschaften begreifen, indem sie die Unvernunft im menschlichen Zusammenleben mit haltbaren und kunstvollen Bildern und Fabeln aufdecken sowie zu deren kulinarischen Genuss im Sinn einer kritischen Zuschaukunst anhalten. 

Autoreninfo

Jan Knopf, Studium der Deutschen Philologie, Philosophie und Geschichte in Göttingen, Dr. phil. 1972; Habilitation 1977; seit 1984 Professor für Literaturwissenschaft an der Universität Karlsruhe; seit 1989 Leiter der 'Arbeitsstelle Bertolt Brecht' (ABB) am Institut für Literaturwissenschaft der Universität Karlsruhe.