Produktbeschreibung
Gehorchen will gelernt sein - Tipps für den Sklavenalltag
Als Sklave macht man, was der Meister sagt. Basta. Oder nicht? Schon in seinen "Tagebüchern einer SM-Beziehung" hat Paul gezeigt, dass das Klischee vom passiven Sklaven nicht stimmt, dass es für Meister und Sklaven erst dann wirklich befriedigend wird, wenn der Sklave genau so kreativ beteiligt ist wie der Meister. Und Paul kennt schließlich die eine Rolle so gut wie die andere.
Die Emanzipation sadomasochistischer Lebensweisen ist in den letzten Jahren nicht zu übersehen, allerdings fehlt es noch an praktischen Anleitungen in deutscher Sprache. Nach dem großen Erfolg des Bondage-Handbuchs von Tom Schmitt präsentieren wir nun ein "Handbuch für Sklaven". Seine Ratschläge sollen neben der allgemeinen Erläuterung gängiger Praktiken auch dazu dienen, dem Sklaven zu einem richtigen Verständnis seiner Rolle zu verhelfen und den psychologischen Hintergrund der verschiedenen Szenarios zu beleuchten. Beispiele aus der Korrespondenz des Autors mit einem Sklaven runden dieses praxisorientierte Handbuch ab.
"Paul" wurde Ende der vierziger Jahre in Hamburg geboren. Er lebt als selbständiger Kaufmann in Süddeutschland.
Presse
Das vorliegende Handbuch soll Rat und Tat geben in Sachen Unterwerfung. Kontaktmarkt, Szene, Präsentation, Kleidung, Verhalten, Neigungen, Eignung, Alltag, Vorsichtsmaßnahmen - Paul kennt sich aus und gibt seine Kenntnisse weiter.
gay-web
... gibt dieses Handbuch einen guten und umfassenden Überblick über die schwule SM-Szene und den dort herrschenden Verhaltenskodex. Für einen unsicheren Neueinsteiger sicher zu empfehlen.
Schlagzeilen 32 / 2002
Der Autor ist ein profunder Kenner der S/M Szene, aber nicht nur das, er kennt die Probleme zwischen Phantasie und Realität, zwischen geilen Sessions und dem Alltag, der alles zerstören kann.
Mike Molto in Toy extra 12/2002
Auch wenn sich der Ratgeber eigentlich an eine schwule SM-Beziehung richtet: jeder Sklave und jede Sklavin lernt etwas, ebenso natürlich noch recht unerfahrene Doms. ... rundum eine gelungene Sache.
Marquis 27 (2/2003)
Kritik
"Auch wenn sich der Ratgeber eigentlich an eine schwule SM-Beziehung richtet: jeder Sklave und jede Sklavin lernt etwas, ebenso natürlich noch recht unerfahrene Doms. Rundum eine gelungene Sache." (Marquis)
Leseprobe
SM - MEINE
NORMALE SEXUALITÄT
Das S und das M, zwei Buchstaben, die meine eigene Sexualität darstellen.
Ich spreche erst einmal über (für mich) ganz normale Bedürfnisse, Bedürfnisse, ganz offen, frei und mit sehr viel Geilheit seinen Sex auszuleben, mit Sympathie und idealer Weise mit Liebesgefühlen dem jeweiligen Partner gegenüber. Also eine ganz natürliche menschliche Regung, könnte man sagen - wenn nicht die Besonderheit dieser Sexualität ins Spiel kommen würde, die selbst in der heutigen "aufgeklärten" Zeit bei Vielen sehr große Vorurteile und sogar Ängste wecken kann. Aber darum gibt es ja "Pauls Bücher" die helfen sollen und müssen, diese Märchen aus der Welt zu räumen.
Warum ist SM etwas Besonderes, ich würde sagen, etwas besonders Geiles? Aber das kann man natürlich erst beantworten, wenn man mit diesen beiden Buchstaben schon eigene Erfahrung gemacht hat oder die Fantasien eine deutliche und eindeu-tige Sprache sprechen, auch wenn diese Sprache erst einmal nur im Kopf stattfindet. Das Besondere bestand meiner Meinung nach bisher zum guten Teil aus der weitgehend versteckten Praktizierung dieser Sexualität. Durch die Veröffentlichung und durch die Darstellung der Gefühle, durch das Beschreiben von SM wird ein Teil des Besonderen genommen. Ich sage deshalb gern, dass SM dadurch "normaler" wird. Auch dazu soll dieses Buch beitragen.
Die zweite Mär, die es auszurotten gilt, ist die von der Gewalt: Eines der größten Vorurteile, die es zu diesem Thema gibt. Innerhalb dieser Art der Sexualität wird Gewalt ausgeübt, denn es findet Unterdrückung statt, Herrschsucht wird ausgelebt und auch noch mit Schlägen, Einsperren und Vergewaltigung durchgesetzt. Entsetzlich! Eigentlich ist diesem Vorurteil mit einem Satz alle Glaubwürdigkeit genommen, nämlich: Bei SM handelt es sich um eine einvernehmliche Sexualität. Beide Partner, oder mehrere, lassen sich bewusst auf diese "Spielchen" ein und begeben sich nach Absprache oder im Vertrauen zueinander in diese jeweiligen "Abgründe", um es mal drama-tisch auszudrücken. Beide wissen Bescheid, haben in den meisten Fällen auch schon einschlägige Erfahrungen gemacht, und der Schwanz steht. Also why not? Aber mit diesem einen Satz ist es eben nicht getan. Ich möchte zum Einreißen der Mauern beitragen. Ich möchte aufklären, erklären und die Ängste nehmen, die ja ihrerseits wieder zu der Festigung der Vorurteile beitragen. Ich habe Lust daran gefunden von SM zu berichten, denn es hat einen großen Platz in meinem Leben eingenommen, und es bringt mir Freude, anderen die Ängste zu nehmen, um so die "Gemeinde" zu vergrößern und auch der SM-Sexualität aus dem halbdunklen Schmuddeldasein in das helle Licht zu verhelfen.
Wenn es so einfach wäre ...
Natürlich gibt es auch Methoden der wirklichen Folter, die als Equipment die gleichen "Werkzeuge" einsetzen wie ich. Sicherlich gibt es auch in diesen Folterkellern Menschen, die sich dort sexuell abreagieren, aber mit der Sexualität, von der hier im Buch die Rede sein soll, hat das nun überhaupt nichts zu tun. Allerdings trägt die Vermischung dieser Foltermethoden mit meiner Art der Sexualität und die Ähnlichkeit bestimmter "Werkzeuge" zu den Vorurteilen bei. Insofern ist es wichtig, die Trennung zu beschreiben.
Die Grundlage für solch eine immer noch "eigentümliche" und mit Geheimnissen umwobene Sexualität liegt in den Gedanken und den Fantasien. Deutlich werden sie meist in den von mir gern sogenannten "Filmen", die im Kopf ablaufen. Als Film bezeichne ich die sexuellen Fantasien eines Menschen, die bei Erregung, aber auch in ganz normalen Situationen auftreten können. Beim Betrachten von schönen Körpern zum Beispiel oder bei Folterszenen in alten Spielfilmen. Ganz besonders treten diese Filme im Kopf natürlich beim eigentlichen Abspritzen zu Tage.
Wer beim Orgasmus SM-Gedanken oder ganze filmische Szenen betrachten kann, der kann sicher sein, dass hier seine Fantasien erst mal nur im Kopf ausgelebt werden. Er sollte sich deshalb nicht nur dieses Buch durchlesen, sondern sich schleu-nigst an die Verwirklichung und das reale Ausleben dieser Fantasien machen. Er ist ein SMler und wird von dieser Sexualität höchst wahrscheinlich nicht loskommen. Auch wenn es beim Einstieg Ängste geben kann, große Widersprüche auftau-chen, viele Freunde davon abraten, ist es der einzige Weg, um einen gewissen Druck aus dem Kopf zu kriegen. Man wird nicht nur sexuell befriedigt, sondern auch ruhiger, mutiger und selbstbewusster. Dies wird sich natürlich auf den ganzen Men-schen und den ganzen Geist auswirken. Ich will jetzt nicht unbedingt übertreiben, aber bei mir fing durch das bewusste und offene Ausleben meines SM eine neue Phase in meinem Leben an. Es geht nichts über eine Erfüllung und das Ausleben seiner sexuellen Gelüste. Das ist die Grundlage nicht nur für dieses Buch, sondern auch der Start für ein besseres Leben.
Meiner Meinung nach sind gelegentliche Abenteuer in Darkrooms von Lederkneipen oder kurze Treffs zu Hause nur ein Anfang. Es gehört sicherlich sehr viel Mut dazu, weiterzugehen und in Ansätzen eine SM-Beziehung (so wie in den drei Bänden von "Pauls Büchern" beschrieben) zu beginnen, aber man kann davon auch sehr viel mehr profitieren, sexuell und auch für die Ausgeglichenheit seines übrigen Lebens.
Viele fragen nun: Wo kommen die Gedanken, die Fantasien und die ganzen Filme im Kopf her? Eine gute Frage. Ich habe sie mir oft gestellt und noch öfter haben sie mir andere gestellt. Ich habe sie mir und anderen nie beantworten können. Sie ist auch nicht zu beantworten, es sei denn durch eine jahrelang dauernde Psychoanalyse, in der versucht wird, Ursachen in der Kindheit oder in dem bisherigen Leben zu finden. Sicherlich spielt die Erziehung und das soziale Umfeld eine Rolle und vieles andere mehr, aber es ist nicht entscheidend, zumindest nicht für mich. Denn letztendlich muss man seine sexuellen Gelüste akzeptieren, um sie ausleben zu können. Nur ein selbstbewusster SMler ist ein guter SMler, der nicht nur für sich seinen Frieden mit seinen Gelüsten gemacht hat, sondern der auch darüber erzählen kann und so den Gedanken immer weiter verbreiten wird.
Im Grunde ist es ähnlich wie bei einem Coming-out. Wir sprechen von einem schwulen Coming-out, wenn ein Mann sich selbst seine Homosexualität eingestanden hat und dies auch nach außen hin vertreten kann. Genau dies gibt es auch für den SM. Auch hier muss man es sich eingestehen, übrigens egal ob schwul, lesbisch oder hetero, und es nach außen hin vertreten können. Allerdings bin ich der Meinung, dass es sich beim SM-Coming-out um eine schwierigere Aktion handelt. Die Vorurteile sind noch größer und die Akzeptanz in der Öffentlichkeit ist geringer. Da sind Gott sei Dank die Schwulen schon sehr viel besser in das gesellschaftliche Leben integriert.
SM ist keine rein schwule Sexualität, sondern eine bestimmte Sexualpraktik, interessant für sehr viele verschiedene Men-schen. Für mich als Schwulen ist zum Beispiel Sex ohne SM mittlerweile sehr schwer vorstellbar. Normaler Sex mit Frauen auch. Aber SM mit Frauen in bestimmten Konstellationen und mit einer gewissen Sympathie ist durchaus denkbar. SM ist für mich eine spannende und geile Inszenierung von aufregenden Spielen zum Thema Unterwerfung und Beherrschung, dem eigentlichen Grundgedanken des SM. Einen Menschen in gewisser Weise zu beherrschen, ob nun bei einem Spielchen oder sogar auf das ganze Leben bezogen, und im Gegenpart dazu einen Menschen zu treffen, der bereit ist, sich in einer oder jeder Beziehung zu unterwerfen, ist der Glücksgriff, der es endlich wahr werden lässt, SM zu machen. Denn alle Theorie ist ohne den feuchten Sex eben nur Theorie und dadurch irgendwann auch langweilig.
Manchmal ist es ein schwieriger Weg, bis man seine Sehn-süchte verwirklichen kann. Oft ist die Suche mit vielen Enttäuschungen verbunden. Schließlich muss neben einer gewissen Sympathie auch noch die Nähe zum SM und die Rollenverteilung stimmen. Die Welt beweist uns aber trotzdem jeden Tag neu, dass eben dies möglich ist und auch sehr gut funktioniert. Glücklich sei der, der es gefunden hat.
Wie alles im Leben entwickelt sich auch SM zuerst im Kopf. Es kann sehr klein anfangen. In der Kindheit zum Beispiel mit Kinderspielen als Indianer, mit Fesseln an einen Baum. Sicherlich ist von dort bis zum eigenen Spielzimmer ein langer Weg, er hat bei mir über dreißig Jahre gedauert, aber in welchen Bereichen des Lebens ist nicht eine langsame Entwicklung notwendig? Ist die SM-Ader erst einmal entdeckt, kann es nicht anders laufen.
Es ist aber nun in keinem Fall (den ich kenne, und ich kenne viele) ein gerader Weg, der stetig voran schreitet. Es gibt nicht nur Höhen und Tiefen, sondern auch Unterbrechungen bei der persönlichen Entwicklung zum SM. Diese Pausen können schon mal ein paar Jahre dauern, in denen zum Thema SM außer im Kopf nichts stattfindet. Man trennt sich in solchen Pausen, die übrigens bei einem gewissen Stand des "sich selbst als SMler Akzeptierens" nicht mehr vorkommen, total von diesem "schlechten Sex". Man stellt sich selbst und gerade auch seinen Sex total in Frage. In diesen Momenten stürzen alle gesellschaftlichen Vorurteile über dem eigenen Kopf zusammen. Man lehnt SM plötzlich selbst wieder ab, man will sogar seine paar Spielsachen, die man schon erworben hat und die den Sex beflügeln sollten, einfach wegwerfen - nur weg damit, sich wieder befreien und alles ist wieder sauber ...
Glaubt mir, es kommt alles zurück. Ein Fliehen vor diesen sexuellen Gelüsten ist nicht möglich. Die einzige Möglichkeit ist, es zuzulassen, für sich zu akzeptieren und seinen Spaß und natürlich seine Befriedigung zu haben. Es ist nur ein kleiner Schritt im Kopf, aber ein ewig bleibender für das weitere Leben. Leider gibt es auch Menschen, die aus einer schnell genomme-nen Pause im SM keinen Weg zurück finden. Die derart geschockt sind über ihre dunklen Gelüste, dass sie sich vollkom-men zurückziehen. Schade eigentlich, denn auch mit Hilfe kommen sie nicht zurecht, denn sie verschließen sich vor diesem Thema völlig, um nicht wieder auf die "schiefe Bahn" zu kommen. Ich könnte sagen: Selber schuld. Aber es ist unsere Gesellschaft, die dies massiv beeinflusst. Ich erwarte von dieser Gesellschaft, deren Mitglied ich bin, mindestens eine Haltung, die sagt: "Der Sex anderer Leute geht uns nichts an." Ein Kernsatz der Akzeptanz. Ein sogenannter Schwellenwert, der für mich nicht mehr unterschritten werden darf. Das verlange ich von meiner Gesellschaft. Und das sage ich ihr auch, klar und deutlich.
Das zu dem groben Zweck des Buches. Nach den drei SM-Tagebüchern aus dem wirklichen Leben kommen jetzt zwei Handbücher, eines für die Seite der Unterwerfung und eines für die Seite der Beherrschung, ein Sklavenbuch und ein Meisterbuch. In diesen Büchern sollen die Grundzüge, die Eigen-schaften, Fehler und Lernprozesse beschrieben werden. Es soll beschrieben werden, wann ein SMler ein Sklave oder ein Meister ist. Es soll eine Hilfestellung sein. Es kann aber auch interessant sein, dies einmal als Nicht-SMler zu lesen, um Vorurteile abzubauen. Auf jeden Fall ist es ein ganz subjektives Buch, entstanden aus meinen Erfahrungen und aus meinen Erlebnissen.
To whom it may concern.