Auf die Frage, welchen Komponisten er besonders schätze oder liebe, hat
Michael Gielen 1970 Gustav Mahler genannt: "Ich höre bei Mahler einen Tonfall,
der mich besonders anspricht. Vielleicht ist es aber auch eine Prädisposition
meiner eigenen Natur [...] Seine Musik ist in besonders eindringlicher
Art Reflexion des Zustandes der Welt und Hinweis auf Utopie, auf Erfüllung
der Sehnsucht." Gielen hat sich ein Leben lang mit dem Sinfoniker Mahler
auseinandergesetzt. Mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg
hat er in den letzten Jahren eine Gesamtaufnahme der zehn Sinfonien begonnen,
die voraussichtlich 2004 abgeschlossen sein wird und sukzessive auf dem
SWR-eigenem CD-Label "faszination musik" erscheint. Im vorliegenden Buch
gibt der Dirigent Gielen im Gespräch mit Paul Fiebig Rechenschaft über
sein Bild der Sinfonien Mahlers, die er eingehend und von Werk zu Werk
fortschreitend erläutert - einschließlich des Fragments der Zehnten und
des "Lieds von der Erde". Dabei geht es ihm nicht um persönliche Bekenntnisse,
sondern - in der Nachfolge Schönbergs und Adornos - um die Vermittlung
objektiver Einsichten in Form, Struktur und ideellen Gehalt der Musik.
Auf diese Weise ist ein Buch entstanden, das einerseits in Mahlers Sinfonik
einführt, andererseits Einsichten und Zusammenhänge nahe legt, die Mahlers
Werk von exzentrischem Subjektivismus wie feuilletonistischer Beliebigkeit
gleichermaßen befreit.
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