Produktbeschreibung
»Die meisten Romane veralten schnell, nach einer Generation kann man sie nicht mehr lesen.
Madame Bovary hat die Zeit überdauert. Sie liest
sich, als sei sie heute geschrieben. Es gibt keinen
klassischeren Roman.«
Otto Flake
»Das Erscheinen von Madame Bovary war eine
Umwälzung für die gesamte Literatur. Es schien,
daß die Technik des modernen Romans, auf die
man im Riesenwerk Balzacs schon hie und da
stoßen konnte, in den vierhundert Seiten eines
einzigen Buches klar umrissen und formuliert
worden war. Die neue Kunst hatte ihre Grammatik gefunden.«
Émile Zola
»Bei der Bovary hat man von der ersten Zeile an
das Gefühl, niemals enttäuscht zu werden.«
William Faulkner
»Eine Handvoll literarischer Gestalten hat mein
Leben nachhaltiger geprägt als manches Wesen
aus Fleisch und Blut, das ich gekannt habe...
Aber es hat keine Gestalt gegeben, mit der ich ein
dauerhafteres und eindeutig leidenschaftlicheres
Verhältnis gehabt hätte als mit Emma Bovary.«
Mario Vargas Llosa
Kritik
¯Die Kunst des Romans konnte seitdem nicht mehr überboten werden.® Heinrich Mann
Leseprobe
Wir saßen an unseren Aufgaben, als der Rektor eintrat. Ein
Neuer in bürgerlicher Kleidung und ein Schuldiener
mit einem großen Pult folgten ihm. Wer schlief, wachte auf,
und jeder erhob sich, so als ob er in der Arbeit gestört
worden wäre.
Der Rektor winkte, und wir setzten uns; dann wandte er sich zum
Studienaufseher:
»Monsieur Roger«, sagte er halblaut, »hier ist
ein Schüler, den ich Ihnen besonders empfehle, er kommt in
die Quinta. Wenn er arbeitet und fleißig ist, wird er zu
den Großen versetzt, wohin er seinem Alter nach gehört.«
Der Neue, der im Winkel hinter der Tür stehengeblieben
war, so daß man ihn kaum sehen konnte, war ein Bursche vom
Land, etwa fünfzehn Jahre alt und größer als wir
alle. Sein Haar war, wie bei einem Dorfkantor, über der Stirn
gerade geschnitten, und er sah verständig und sehr verlegen
aus. Obwohl er in den Schultern nicht breit war, schien der grüne
Tuchrock mit den schwarzen Knöpfen ihn einzuengen, und durch
den Schlitz der Armelaufschläge sahen rote Handgelenke hervor,
die für gewöhnlich wohl bloß waren. Er trug eine
gelbliche Hose, die von den Hosenträgern sehr gestrafft war,
und blaue Strümpfe. Seine Füße steckten in derben,
schlecht gewichsten und mit Nägeln beschlagenen Schuhen.
Man begann mit dem Abfragen. ...
Autoreninfo
Gustave Flaubert, 1821 in Rouen als Sohn eines Chirurgen geboren, besuchte zuerst die Schulen in seiner (durch "Madame Bovary" berühmt gewordenen) Vaterstadt, studierte eher lust- und erfolglos die Rechte in Paris und mußte sich dann aufgrund eines rätselhaften Nervenleidens aus jeder Berufstätigkeit zurückziehen. Er lebte in strenger schriftstellerischer Askese in Rouen, unternahm immer wieder Reisen in Europa, nach Nordafrika und dem Nahen Osten und starb 1880 im Alter von 59 Jahren. Flaubert war unerbittliche Präzision in der Kunst wichtiger als überhitzte Inspiration und das Suchen nach bisher unbeschriebenen Aspekten derWirklichkeit wesentlicher als romantische Gefühlsdarstellung. Diese strenge Forderung setzte er in "Madame Bovary" in revolutionärer Weise um - doch vorher hatte es in seinem Leben eine Epoche gegeben, die in ihrer anarchischen Heftigkeit ihresgleichen sucht.