Produktbeschreibung
Spannende Kriminalgeschichte
Unterm Birnbaum findet der Krämer und Schankwirt Abel Hradschek die verweste Leiche eines französischen Soldaten. Der Fund wird zum Anlass genommen, einen raffinierten Mord auszuführen. Diese spannende Kriminalgeschichte ist eines der meistgelesenen Werke Theodor Fontanes.
Zusammenfassung
Beim Umgraben unter dem Birnbaum stößt der Krämer
und Schankwirt Abel Hradschek auf die verweste Leiche eines französischen
Soldaten. Der Fund bringt ihn auf die Idee, einen raffinierten
Mordplan auszuführen, der ihn von seinen Geldnöten befreien
und die Polizei auf eine falsche Fährte locken soll. Doch
kaum ist der gefürchtete Schuldeneintreiber beseitigt und
im Keller vergraben, die Polizei plangemäß von der
Unschuld des Ehepaars Hradschek überzeugt, beginnen Gewissensqualen,
abergläubische Geisterfurcht und nicht zuletzt der Dorfklatsch
im ländlichen Oderbruch ihre verhängnisvolle Macht auszuüben.
Die ebenso kurze wie spannende Erzählung von 1885 galt lange
Zeit als ein eher unerhebliches Nebenwerk des Autors, zugeschnitten
auf ein Zeitschriftenpublikum. Inzwischen schätzt man sie
als eine der wenigen bedeutenden Kriminalgeschichten der deutschen
Literatur, zugleich als ein prägnantes soziales Zeitbild.
Leseprobe
UNTERM BIRNBAUM
ERSTES KAPITEL
Vor dem in dem großen und reichen Oderbruchdorfe Tschechin
um Michaeli 20 eröffneten Gasthaus und Materialwarengeschäft
von Abel Hradscheck (so stand auf einem über der Tür
angebrachten Schilde) wurden Säcke, vom Hausflur her, auf
einen mit zwei magern Schimmeln bespannten Bauerwagen geladen.
Einige von den Säcken waren nicht gut gebunden oder hatten
kleine Löcher und Ritzen, und so sah man denn an dem, was
herausfiel, daß es Rapssäcke waren. Auf der Straße
neben dem Wagen aber stand Abel Hradscheck selbst und sagte zu
dem eben vom Rad her auf die Deichsel steigenden Knecht:
»Und nun vorwärts, Jakob, und grüße mir Ölmüller
Quaas. Und sag ihm, bis Ende der Woche müßt' ich das
Öl haben, Leist in Wrietzen warte schon. Und wenn Quaas nicht
da ist, so bestelle der Frau meinen Gruß und sei hübsch
manierlich. Du weißt ja Bescheid. Und weißt auch,
Kätzchen hält auf Komplimente.«
Der als Jakob Angeredete nickte nur statt aller Antwort, setzte
sich auf den vordersten Rapssack und trieb beide Schimmel mit
einem schläfrigen »Hüh« an, wenn überhaupt
von Antreiben die Rede sein konnte. Und nun klapperte der Wagen
nach rechts hin den Fahrweg hinunter, erst auf das Bauer Orthsche
Gehöft samt seiner Windmühle (womit das Dorf nach der
Frankfurter Seite hin abschloß) und dann auf die weiter
draußen am Oderbruchdamm gelegene Ölmühle zu.
Hradscheck sah dem Wagen nach, bis er verschwunden war, und trat
nun erst in den Hausflur zurück. Dieser war breit und tief
und teilte sich in zwei Hälften, die durch ein paar Holzsäulen
und zwei dazwischen ausgespannte Hängematten voneinander
getrennt waren. Nur in der Mitte hatte man einen Durchgang gelassen.
An dem Vorflur lag nach rechts hin das Wohnzimmer, zu dem eine
Stufe hinauf führte, nach links hin aber der Laden, in den
man durch ein großes, fast die halbe Wand einnehmendes...
Autoreninfo
Theodor Fontane (1819 -1898) ist der bedeutendste Erzähler des literarischen Realismus. Der gelernte Apotheker machte mit 30 Jahren das Schreiben zum Beruf, zunächst als Journalist und Theaterkritiker. Erst spät begann er erfolgreich Romane und Erzählungen zu schreiben. Seine Romane und Novellen, die vielfach verfilmt wurden, zählen zu den meistgelesenen Klassikern des 19. Jahrhunderts.