Das sagen Kunden über diesen Artikel:
Chillen mit Frau Freitag
- von Page-Turner aus HH, 17.03.2013 -
Meinung:
Das Buch hat mich sehr amüsiert, und ich denke, dass die Autorin einen realistischen Querschnitt heutiger gemischter Klassen innerhalb der Großstädte darstellt. Der Schreibstil, der mit vielen Beispielen und Zitaten angereichert ist, wirkt zu Anfang etwas ungewöhnlich, doch unterstreicht er meiner Meinung nach hervorragend den schulischen Ablauf, den Fr. Freitag erlebt. Die Seiten bieten viel Humoristisches. Man muss sich unweigerlich die Frage stellen, ob dieses Buch nicht sogar eher untertreibt, als anders herum. Ich will nicht behaupten, dass generell früher alles besser war, aber wenn man die Jugend von heute sieht, die oftmals einfach keinen Respekt mehr vor einem Erwachsenen zeigt, kann man sich in etwa ausmalen, was eine heutige Lehrkraft so alles auszustehen hat. Ein Hoffnungsschimmer in Richtung Pension ist dabei oftmals sicherlich nur eine kleine Aufmunterung. Ein Hoch auf die Lehrer der heutigen Zeit.
Cover und Titel:
Die Covergestaltung wirkt frisch und ein wenig schrill, passt aber hervorragend zum beschriebenen Milieu. Der kleine Vogel scheint im Buch immer mal wieder aufzutauchen, was das Buch sicher zusätzlich freundlich auflockert.
Fazit:
Gefüllt mit Satire und viel Humor ist dieses Buch auf jeden Fall ein Angriff auf die Lachmuskeln im eigenen normalen Alltagsstress. Es ist kurzweilig, die Kapitel knapp gehalten, ich würde sagen, die perfekte Feierabend- oder Wochenendlektüre. Empfehlenswert.
Ein etwas anderer Einblick in den Schulalltag
- von Traumfänger aus Düren, 09.01.2013 -
„Chill mal Frau Freitag“ – ein etwas anderer Einblick in den Alltag einer Lehrerin, gespickt mit viel Humor und satirischen Elementen.
Frau Freitag ist Lehrerin für Englisch und Kunst an einer sogenannten Brennpunktschule. Ob Fehlstunden, Verständnislosigkeit, gravierende Wissenslücken oder Beratungsresistenz, es ist von allem etwas dabei. Auch kritische Anmerkungen zur Integration, zum Bildungsauftrag und zur Gesellschaft allgemein fehlen nicht. Und vieles mehr erlebt Frau Freitag innerhalb eines Jahres – und sie möchte es gar nicht anders haben.
„Wie auch immer, Lehrerin ist schon ein krasser Job.“- Das beweist uns Frau Freitag in ihren Anekdoten aus ihrem Alltag. Schonungslos und offen erzählt sie von ihren Erlebnissen mit ihren Schülern und Kollegen. Seien es das mangelnde Wissen der Schüler oder gar die eigenen Makel, wenn um guten Unterricht geht, kein Thema ist für Frau Freitag ein Tabu. Und so sollte es auch sein. Denn sicherlich werden Leser, die nie im Bildungssektor gearbeitet haben, die Schwierigkeiten im Schulleben nur schwer nachvollziehen oder sogar überhaupt nicht glauben können; ist es wiederum für diejenigen, die jeden Tag mit Jugendlichen zu tun haben, so etwas wie ein „Nach-Hause-kommen“. Denn noch immer ist es an den meisten Schulen ein Tabu über Probleme im Klassenzimmer zu sprechen. Und indem Frau Freitag ihre Probleme, welcher Art auch immer, öffentlich macht, auch wenn, zugegeben, die ein oder andere Situation karikiert dargestellt ist, gelingt ihr ein enormer Fortschritt in der Selbstwahrnehmung. Geschickt bindet die Erzählerin die Probleme im Schulalltag in ihre Darstellungen ein, jedoch ohne mit dem Finger auf einen Schuldigen zeigen zu wollen, sondern lediglich mit der Absicht, auf diese aufmerksam zu machen.
Trotz der eigentlich ernsten Inhalte, versteht es die Erzählerin diese humorvoll und engagiert zu vermitteln und in witzige Anekdoten zu packen. Schon die Überschriften jedes Kapitels fassen den Inhalt der folgenden Erzählung gekonnt zusammen, sodass man sich schon im Vorfeld fragt, was ihre Schüler oder gar Frau Freitag selbst wieder ausgefressen haben. Angenehm ist auch die Kürze der einzelnen Kapitel, sodass man tatsächlich einfach mal zwischendurch eines lesen kann.
Als Rahmen der Episoden dient ein Schuljahr an einer Gesamtschule und verschiedene bauen auch aufeinander auf, aber generell handelt es sich bei dem Roman eher um eine Sammlung verschiedener Geschichten, die nur in einem sehr losen Zusammenhang stehen, sodass man auch die ein oder andere im Anschluss nochmal lesen kann.
Treffend und sehr plastisch wird auch die Jugendsprache wiedergegeben, mit all ihren Fehlern, Neologismen und Verwendung von Wörtern aus anderen Sprachen. Das und die den ganzen Roman prägenden Dialoge sind zu Beginn noch sehr witzig, doch am Ende können die nicht endenden semantischen und syntaktischen Fehler schon etwas nerven.
Nichts desto trotz ist die Real-Satire „Chill mal, Frau Freitag“ ein sehr amüsantes Buch, das Nicht-Lehrern zeigt, womit ein Lehrer täglich zu kämpfen hat und diejenigen, die sich den dargestellten Situationen täglich stellen müssen, werden erfreut über so viel Offenheit sein und herzlich über all die Situationen lachen, die ihnen bekannt vorkommen und sie vielleicht im Nachhinein etwas gelassener sehen.
Bitte nochmal Frau Freitag
- von anyways aus Greifswald, 18.06.2011 -
Von der ersten bis zur letzten Seite war ich durchweg begeistert.
Fr. Freitag ist eine engagierte Lehrerin einer Gesamtschule mit dem für sie so fürchterlichen und unverständlichen Zusatz „mit Migrationshintergrund“, denn wer schon in der 3. oder 4. Generation in Deutschland lebt ist schließlich Deutscher (eine Aussage mit der ich mich voll identifizieren kann). Sie schildert ihren Alltag mit den in der 3. Generation in Deutschland lebenden Halbwüchsigen Deutschen, Libanesen, Iranern, Polen und Türken über die Zeitdauer eines Schuljahres. Wenn ich einen Roman über meine Arbeit schreiben dürfte und könnte- ich würde ihn genauso wie diesen schreiben: bissig mit Augenzwinkern, zynisch und mit einem gehörigen Schuss Selbstironie. Ich musste mich fast das gesamte Buch über ermahnen nicht immer laut loszukichern. Es scheint dass die Autorin und ich denselben Humor bevorzugen. Hinter all den lustigen Anekdoten versteckt die Autorin gekonnt kritische Untertöne zum deutschen Schulsystem, Ausländerpolitik und die allgemeine Vernachlässigung der Eltern von Problemkindern. Ansichten die für eine Pädagogin sehr vernünftig sind, und mir deshalb die Protagonistin gleich viel sympathischer machten. Überhaupt deren Bemühen mit den Jugendlichen mitzuziehen, sich auf ihre Art zu denken einzulassen, sei es von der neuesten Frisur bis zur Kosmetik und der Überwindung von Sprachbarrieren durch das Erlernen von türkischen und arabischen Umgangsfloskeln ist streckenweise urkomisch. Gut die erlernten Umgangsfloskeln sind nicht immer gesellschaftsfähig aber der Wille zählt.
Auch mein Haushalt wird von einem wild gewordenen Teenager bevölkert, so dass ich viele der Alltagssituationen die Fr. Freitag dutzendfach jeden Tag hat, nachvollziehen kann und kenne. Erstaunlich ist auch die Tatsache, das selbst Schüler ohne Migrationshintergrund so schlecht deutsch sprechen umso besser kann ich mir die Verzweiflung der Lehrerin vorstellen.
Migration hin oder her ich habe in vielen Anekdoten mich und meine Klassenkameraden wieder entdeckt, auch bei uns gab es die Mädchen, die sich in der ersten Stunde auf Kriegsbemalung verstanden, oder die Jungs die ihren Eltern durch fadenscheinige Bemerkungen Geld aus der Tasche zogen, die Streber , die Klassenclowns , die Zensurenverschweiger, die-immer-auf-den-letzten-Pfiff-Kommer und die Lehrerlieblinge.Hach ,ich habe es genossen dieses Buch zu lesen!